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Wer befahl Einsatz?

■ Walpurgisnacht: Bürgerinitiativen wollen Gedächtnisprotokolle

Die Diskussion um die Ereignisse am Kollwitzplatz in der Walpurgisnacht vom 30. April auf den 1. Mai gehen weiter. Eine Bürgerinitiative will rund um den Kollwitzplatz und anderswo im Bezirk Prenzlauer Berg Flugblätter verteilen, in denen sie die Ereignisse der Walpurgisnacht schildert. Sie wollen klarstellen, daß eine friedliche Feier stattfand und die Polizei unbegründet Tränengasgranaten in die Menge schoß. Bis 1989 seien Feste von „zuständigen Organen“ unterbunden worden, heißt es darin. Jetzt habe man ein Recht, auf Straßen und Plätzen zu feiern.

Mitarbeiter des BAOBAB-Infoladens fordern Betroffene und Anwohner auf, ein genaues Gedächtnisprotokoll von den Ereignissen dieser Nacht zu schreiben. Die Protokolle sollen helfen, das Bild in der Öffentlichkeit, wonach es sich bei den Feiernden um 2.000 gewaltbereite Chaoten gehandelt habe, richtigzustellen.

Bereits vergangenen Montag hatte die Betroffenenvertretung Kollwitzplatz eingeladen: Der in der Nacht zum 1. Mai zuständige Einsatzleiter der Polizei, Herr Kussack, sollte dazu Stellung nehmen, daß angeblich ohne Vorankündigung Tränengas eingesetzt wurde. Laut einer Pressemitteilung der Betroffenenvertretung gab Kussack an, daß er den Tränengaseinsatz nicht angeordnet habe. Zu der Frage, wer ihn statt dessen befohlen habe, schwieg Kussack.

Die nächste öffentliche Anhörung mit dem Polizeieinsatzleiter in der Walpurgisnacht, Kussack, und dem Bezirksbürgermeister von Prenzlauer Berg, Manfred Dennert (SPD), findet am 29. Mai um 18 Uhr im Bezirksamt Prenzlauer Berg statt. Am gleichen Tag wird sich auch der Innenausschuß des Abgeordnetenhauses mit dem Polizeieinsatz beschäftigen. Nina Kaden

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