Rasende Zweiradflegel

■ betr.: „Tour des Grauens“, taz vom 13./14. 5. 95

Dem Artikel kann ich nur zustimmen: Er beschreibt in fast allen Punkten die Saarbrücker Mainzer Straße! Lothar Fritsch, Saarbrücken

In der Tat löst die „plötzliche wie unerhörte Erscheinung eines Radlers“ mitunter Aggressionen aus! Besonders dann, wenn man gerade arglos aus der Haustür tritt – in dem Artikel heißt das natürlich „herausstürzt“ – und als schlichter – „unbewaffneter“ – Fußgänger einen Bürgersteig benutzen will, wo einem neuerdings tatsächlich von allen Seiten – besonders gern natürlich aus der Gegenrichtung und, noch lieber: auf Fußgängerüberwegen von schräg gegenüber links – rücksichtslos rasende Radfahreregomanen entgegenzischen, die offensichtlich – und diese Einstellung dokumentiert dieser Artikel in seinen auf zu Fuß gehende Menschen bezogenen Passagen ja nur zu gut – der Meinung sind, daß Fußgänger auf Fußgängerwegen – sprich eben: Bürgersteigen und Zebrastreifen – lästige Hindernisse seien auf ihrem rennsportmäßig durchgezogenen Radfahrertrip, mit welchem sie noch die letzten vom Autoverkehr bislang respektierten Refugien zerstören, die die aussterbende Art des Passanten, die in Straßen und Plätzen noch etwas anderes zu erkennen vermochte als Kampfarenen und Rennstrecken, in den vom Zeitalter des Geschwindigkeitswahns verunstalteten Metropolen noch zu nutzen wußte: Es lebe also der Fortschritt auf Rädern, zwei, vier, egal wie vielen, Hauptsache, es rast sich schön damit, und auf deutschen Wegen wird nett gedrängelt und gehetzt! [...] Gisela Haehnel, Köln