„Juden unerwünscht“

■ Tourismus-Zentrale gerät weiter unter Druck

Berlin (dpa/AP/taz) – Die Filiale der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) in New York sorgt auch nach den Affären wegen sexueller Belästigung sowie der Verbreitung der Auschwitz-Leugnung seitens einer Mitarbeiterin für Schlagzeilen: „Juden, Schwarze, Lateinamerikaner und Asiaten“ seien in Deutschland nicht erwünscht – so zitierte der entlassene stellvertretende Leiter der Filiale, Friedrich Gross, am Donnerstag in den „Tagesthemen“ eine Marktforschungsstudie von 1984, die bis heute geltende Arbeitsgrundlage in dem New Yorker Büro sei. Erstellt worden sei die Studie, so Gross, auch im Auftrag des Bonner Wirtschaftsministeriums. Im April diesen Jahres habe er die Frankfurter Zentrale unterrichtet. Erst nach seiner Kündigung habe er sie am Mittwoch seinem Anwalt übergeben.

Gross wirft dem Unternehmen vor, ihm sei gekündigt worden, weil er sich gegen Diskriminierungen in dem New Yorker Büro gewandt habe. Er will die DZT auf mehrere Millionen Mark Schmerzensgeld verklagen. DZT-Vorstand Günter Colonius hingegen erklärte gestern der dpa, Gross werde vorgeworfen, von der Verbreitung der Auschwitz-Leugnung durch die Mitarbeiterin Elke Berg, die die taz vergangenen Monat ans Licht brachte, gewußt und dazu geschwiegen zu haben. Von Diskriminierungen innerhalb der DZT berichtet auch die Angestellte Monique Schlein. Sie sagte in der ARD, daß es über einen jüdischen Mitarbeiter geheißen habe, man könne ihn nicht wegen Faulheit rausschmeißen, weil er „unser Vorzeige- Jude“ sei.

Die deutsche Zentrale der DZT weist die Vorwürfe aufs schärfste zurück. „Zu behaupten, die Studie sei Grundlage der DZT gewesen, ist eine bodenlose Unverschämtheit und eine unglaubliche Verdrehung“, sagte Colonius gestern in Frankfurt. „Die Studie war nie Grundlage der Arbeit der DZT. Das Gegenteil war der Fall“, betonte Colonius.

Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) will die Vorgänge in der DZT am Mittwoch mit dem Tourismusausschuß des Bundestages erörtern. Dabei müsse auch über Konsequenzen geredet werden. Wegen der großen finanziellen Beteiligung des Bundes an der DZT sitzen in dessen Aufsichtsgremium auch je ein Beamter des Wirtschafts- und des Finanzministeriums. Die Behauptung, sein Ministerium habe die Studie in Auftrag gegeben, wies Rexrodt jedoch zurück.