Gegen Shell-Kinder

■ Interview mit Jon Castle von Greenpeace

Am Dienstag räumten Polizisten und Shell-Mitarbeiter die von Greenpeace besetzte Bohrinsel Brent Spar. Jonathan Castle, einst Kapitän der vom französischen Geheimdienst versenkten Rainbow Warrior hat die Greenpeace-Besetzer angeführt.

taz: Was geschah nach der Räumung?

Jon Castle: Wir wurden nach Aberdeen geflogen. Zu meiner Überraschung wurde ich dort sofort freigelassen. Ich wurde nicht einmal verhört.

Greenpeace-Gegner sagen, Ihr würdet Umweltprobleme hervorheben, ohne Lösungen anzubieten.

In diesem Fall bieten wir sogar zwei Lösungen an: Demnächst wird eine mit Greenpeace-Geld finanzierte Studie der Universität Delft erscheinen, die sich mit der umweltgerechten Entsorgung dieser Dinger befaßt. Außerdem gibt es entlang der schottischen Küste eine Reihe von Gemeinden, die die Entsorgung an Land gerne übernehmen würden. Die Verwaltung der Shetland-Inseln ist schon an uns herangetreten.

Das klingt ja einfach.

Sowohl Shell als auch die britische Regierung verhalten sich wie die kleinen Kinder, die noch nicht gelernt haben, Verantwortung zu tragen. Wenn du in der Lage bist, eine Sache herzustellen, dann mußt du im gleichen Augenblick dafür Sorge tragen, daß du dein Produkt entsorgen kannst.

Und wie soll's nun weitergehen?

Politisch hatten wir bislang riesigen Erfolg. Auf der Umweltministerkonferenz der Nordseeanrainerstaaten in Esbjerg in zwei Wochen wird die Brent Spar ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Darüber hinaus beginnen wir in Deutschland gerade eine Kampagne gegen Shell-Tankstellen. Interview: Hans-Jürgen Marter