Ein bißchen Bürgerkrieg muß schon sein...

■ Die Gewinner von Cannes

Cannes/Berlin (taz) – Wenig überraschend war die am Sonntag abend verkündete Entscheidung der zehnköpfigen Jury der Filmfestspiele in Cannes: Die Goldene Palme wurde dem Film „Underground“ von Emir Kusturica verliehen, einem aufwendigen dreistündigen Epos über die Geschichte Ex-Jugoslawiens. Vor genau zehn Jahren hatte Kusturica schon einmal in Cannes reüssiert, mit dem Film „Papa ist auf Dienstreise“. Theo Angelopoulos' „Der Blick des Odysseus“, ebenfalls ein mehrstündiges Balkan-Drama, wurde mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. Der Jury unter Vorsitz von Jeanne Moreau gehörten unter anderem Gianni Amelio, Nadine Gordimer und John Waters an. Den Sonderpreis der Jury erhielt der erste Film des britischen Regisseurs Christopher Hampton, „Carrington“, ein Porträt der britischen Bohème während des Ersten Weltkriegs. Auch dessen Hauptdarsteller Jonathan Pryce bekam eine Auszeichnung für seine Darstellung eines homosexuellen Schrifstellers.

Helen Mirren, hierzulande vor allem bekannt aus „Der Koch, der Dieb...“ bekam den Preis für die beste Darstellerin als treue Frau des zeitweilig durchgeknallten King George von England.

Die Jury vergab außerdem – schließlich ist man ja in Frankreich – einen weiteren Jury-Preis an das Aids-Drama „N'oublie pas que tu vas mourir“ von Xavier Beauvois, das einen jungen französischen HIV-Positiven aus der Großstadtverzweiflung nach Sarajevo führt. Den Regiepreis bekam, wie zu erwarten gewesen war, Mathieu Kassowitz für „La Haine“, eine schnell geschnittene Geschichte über Jugendliche in den Vorstädten – die auch nicht ohne Anspielung auf Sarajevo auskommt.

Die Goldene Kamera erhielt der iranische Spielfilm „Der weiße Ballon“, der in der Nebenreihe „Quinzaine des Realisateurs“ gezeigt worden war. Zhang Yimou erhielt für die vielumkämpfte „Shanghai Triad“ nur eine Auszeichnung für die beste Technik. mn

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