Nie wieder dieses Verlangen...

■ ...nach einer Portion Tod auf Raten: Die kleinen Tricks auf dem Weg zum Nichtrauchen / Eine Umfrage zum Welt-Nichtrauchertag

„Bitte, bitte, hauch' mich mal an mit deiner Zigarette...“ Der flehentliche Hundeblick meiner Freundin – nie war er so durchdringend wie heute. Normalerweise bekommt frau ja eine gescheuert, wenn sie jemandem den nicht inhalierten Rauch mitten ins Gesicht pustet, meine Freundin hingegen saugt die Schwaden gierig in sich hinein. Sie ahnen es bereits, schon weil heute Welt-Nichtrauchertag ist: Die Dame gewöhnt sich seit wenigen Wochen das Rauchen ab. Und läßt sich seitdem ab und zu eine Ladung verpassen, und gut is'.

Millionen oralfixierter Luftverpester haben es – meistens mehrfach – versucht: dem Glimmstengel den Garaus zu machen, ihre Sucht in den Griff zu kriegen, gar nicht mehr, leichter, weniger zu rauchen. Die taz sprach mit Menschen wie Ihnen und mir – solchen, die es locker geschafft haben, mit Langzeitleidenden, mit notorischen Aufhörern, Wiedereinsteigern, völligen Loosern. Hier also jede Menge Tips, Tricks und Kniffe mit Selbstüberlistung.

Hildegard Zimmermann, Industriekauffrau, seit drei Monaten clean: „Als unser Büro zur Nichtraucherzone erklärt wurde, habe ich fast nur noch in der Kaffeeküche gehockt. Ich habe vorher schon mal versucht aufzuhören, aber sobald ich mal ein Bier getrunken habe oder jemand anders sich eine Zigarette angesteckt hat, war es um mich geschehen. Als ich meinen jetzigen Freund kennengelernt habe – Nichtraucher, klar – hat er jedesmal so auffällig gehüstelt oder sofort die Fenster aufgerissen, daß es mir fast schon peinlich war. Ich habe dann schleichend das Quarzen eingestellt: zuerst in seiner Wohnung nicht mehr, dann auf der Arbeit nicht mehr – in der Kneipe war's am schwierigsten, da habe ich immer auf den Longdrink-Strohhalmen rumgekaut. Und jedesmal, wenn ich eine geraucht habe, war–s irgendwie ekliger. Bis ich ganz aufgehört habe – seitdem geht's mir echt klasse. Und mein Freund motzt auch nicht mehr rum.“

Werner Olmeier, Busfahrer und Ex-Nichtraucher: „Zwei Päckchen am Tag war normal, das geht ins Geld. Mit 'nem Kumpel zusammen habe ich dann gewettet, daß ich's schaffe. Die Kohle wollten wir beide sparen und dann 'ne prima Sause nach Mallorca machen – ich hab' also brav jeden Tag einen Zehner ins Schweinchen gesteckt. Das Klingeln war echt besser als 'n Nikotinstoß. Hat dann wirklich geklappt mit Mallorca – blöd nur, daß wir in dieser Woche da beide wieder angefangen haben zu rauchen. Aber so 'ne Aktion könnte man eigentlich jedes Jahr machen.“

Sabine Haak, arbeitslos, hat keine Chance mehr zum Rauchen: „Als der Kleine fünf war, haben ihm die Kids so Horrorbilder übers Rauchen gezeigt. Am selben Tag ist er heulend rausgelaufen, als ich mir eine Zigarette angesteckt habe – weil er gedacht hat, ich müßte auf der Stelle sterben. Dann hat er angefangen, mir die Zigaretten an den unmöglichsten Orten zu verstecken, die Schachteln zerfetzt oder mir sogar mal eine aus dem Mund geschlagen. Das war echt irgendwann absolut nervig, aber der Bengel hatte Erfolg: Daß ich die Treppen immer nur mit Keuchen geschafft habe, hatte mir auch schon zu denken gegeben. Dann hab' ich kurzerhand aufgehört. Das wurde irgendwann auch zu teuer, denn der Kleine wurde in Sachen Verstecken einfach zu gut.“

Kerstin Ehlers, selbständig, seit zwei Jahren rauchfrei: „Ich habe es mit einer Hypnosebehandlung geschafft, nachdem ich schon vorher in Selbsthilfegruppen war und sämtliche vermeintlichen Wundermittelchen ausprobiert habe. Manchmal ging sowas eine Weile gut, obwohl das meiste wirklich der totale Mist ist. Einmal bin ich sogar nach zwei Jahren wieder rückfällig geworden, hatte eine heftige Krise, und der ganze Erfolg war hinüber. In mein Unterbewußtsein ist nun eingepflanzt, daß ich Zigaretten absolut widerwärtig finde. Und ich hatte nie wieder Verlangen danach.“

Anke Müller, Geschäftführerin, fast clean: „Ich hatte eine total langwierige Erkältung und überhaupt keine Lust zu Rauchen. Als die vorbei war – normalerweise fängt man ja sofort wieder an – habe ich gemerkt, daß ich auch ohne Zigarette den Tag überstehen kann, und das wurde dann eine echte Vernunftsentscheidung. Man wird ja auch älter... Jetzt rauche ich nur noch ganz selten. skai