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: Preis in den Knast

Paris/Berlin (AP/taz) – Die Internationale Vereinigung der Zeitungsverleger hat ihren Freiheitspreis, den Goldenen Füllfederhalter, in diesem Jahr an die inhaftierte chinesische Journalistin Gao Yu verliehen. Die 51jährige wurde 1993 in einem Geheimprozeß wegen Verrats von Staatsgeheimnissen zu sechs Jahren Haft verurteilt. Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ hatte sie regelmäßig für Hongkonger Zeitungen berichtet, unter anderem über Entwicklungen in der chinesischen KP, und dabei auch Material benutzt, das ihr aus Pekinger Parteikreisen zugespielt worden war. Zwei Tage bevor sie mit einem Graduiertenstipendium nach New York hätte ausreisen sollen, wurde sie am 2. Oktober 1993 verhaftet. Sechs Wochen später stand das Urteil fest und wurde umgehend vom Pekinger Obersten Gerichtshof bestätigt. Gao Yu leidet an Angina pectoris und einer Augenkrankheit, die im Gefängnishospital von Yanqing nicht richtig behandelt werden, wie sie in einem Brief beklagt, der im Januar ins Ausland gelangte. In China sind derzeit mindestens 19 JournalistInnen wegen mißliebiger Artikel in Haft, die meisten wurden zu langjährigen Strafen verurteilt.