Die magische „227“

■ Der Billiganruf beim Abgeordneten

Berlin (taz) – Jeder kann von einem beliebigen Berliner Telefonanschluß aus zum Ortstarif mit Abgeordneten im Bonner Bundeshaus plaudern. Statt 0228 als Vorwahl für Bonn und 16 für das Bundeshaus wähle „227“ und den Anschluß des Abgeordneten. Die Telekom, Abteilung „Besondere Vertriebseinheiten für Großkunden“, schaltete die Leitung bereits im vergangenen Dezember. Seither verbindet der sogenannte „Anlagen-Verbund“ das alte Bundeshaus in Bonn und das Berliner Bundestagsbüro über eine Zentralnummer – die „227“. Verwirrend wird das Ganze, wenn der Anschluß besetzt ist – dann landet man nämlich automatisch bei der Berliner Zentrale des Bundestags.

Öffentlich verkündet wurde die billige Variante des heißen Drahtes nach Bonn nicht. Im Bonner Bundeshaus und im Berliner Bundestagsbüro wußte niemand aus Verwaltung, Telefonzentrale oder der zuständigen Pressestelle Bescheid, sondern man zeigte sich überrascht, daß nicht nur die Abgeordneten, sondern auch der Berliner Otto Normalverbraucher von der billigen Variante des heißen Drahtes nach Bonn profitieren kann. War es vielleicht gar nicht beabsichtigt, daß jede Berlinerin und jeder Berliner von seinem Haustelefon aus zum Billigtarif mit dem Abgeordneten seiner Wahl in Bonn quatschen kann? jug