Sinti ohne Strom und Wasser

■ Neuer Stellplatz Dreilinden ohne jegliche Versorgung

Ungefähr 40 Wagen von Sinti und Roma befinden sich seit gestern auf ihrem neuen Stellplatz am ehemaligen DDR-Kontrollpunkt Dreilinden in Zehlendorf. Dieser ist jedoch im Moment nicht mehr als eine geteerte Fläche im Wald. Die WagenbewohnerInnen, die den Platz bis zum Herbst nutzen können, haben weder Strom- und Wasserversorung noch sonstige Infrastruktureinrichtungen.

Für diesen Zustand macht der Staatssekretär Klaus Löhe von der Senatsverwaltung für Jugend und Familie den Bezirk Zehlendorf verantwortlich. Der Bezirk sei schließlich schon am 20. Mai informiert worden, argumentiert Löhe. Das Bezirksamt habe deshalb „genügend Zeit gehabt“, entsprechende Bedingungen zu schaffen. Löhe vermutet, daß die ZehlendorferInnen mit ihrer Untätigkeit erreichen wollten, „daß der Platz nicht dorthin kommt oder zumindest nicht angenommen wird“. Darauf würden auch neue Planungen des Bezirks zur Bebauung des Platzes hinweisen, die nach seinem Wissen erst nach der Belegung des Platzes durch die Sinti und Roma aufgetaucht seien.

Wer für die Versorgung des Platzes in Dreilinden mit Strom und Wasser bezahlen soll, ist strittig. Staatssekretär Löhe meint, daß die etwa 60.000 bis 80.000 Mark zunächst vom Bezirk Zehlendorf getragen werden müßten. Der Senat könne lediglich aushelfen, wenn Finanzprobleme aufträten. Der Zehlendorfer Finanzstadtrat Michael Simon (WUB, Wählergemeinschaft unabhängiger Bürger) widerspricht dieser Meinung. Die Unterbringung der Sinti und Roma sei ein Problem der gesamten Stadt. Der Senat müsse deswegen für die Einrichtung des Stellplatzes aufkommen und dürfe diese nicht allein dem Bezirk überlassen.

Die Reaktion des Bezirks Zehlendorf ist typisch für die problematische Suche nach einem Stellplatz für die Sinti und Roma, die der Senat nicht länger in der Nähe des Reichstags kampieren lassen wollte. Staatssekretär Löhe beklagt sich, daß seine Anfrage nach einem Stellplatz bei allen 23 Bezirken ohne Erfolg geblieben sei. Deswegen, so räumt Löhe ein, habe er die Entscheidung für den Stellplatz Dreilinden ohne intensive Absprachen mit dem Bezirk Zehlendorf getroffen. Schließlich habe die Zeit gedrängt. Ina Rust