Noch Fragen?

■ betr.: „Droste aufs Maul!!!“, taz vom 17.5.95, „Unterm Strich“, taz vom 27.5.95

Wenn ich mich richtig erinnere, wurde Wiglaf Droste vor nicht allzu langer Zeit nach einer längeren Diskussion von der taz gefeuert, und zwar unter anderem, weil er eine Disco als „gaskammervoll“ charakterisiert hatte. Ich denke, daran zeigt sich exemplarisch seine Marketingstrategie: Man suche sich ein aktuelles, sensibles Thema und klotze da möglichst provokant und möglichst grob rein, so daß es möglichst vielen Leuten möglichst heftig weh tut.

Wenn die dann (erwartungsgemäß) reagieren, stelle man sich als Zensuropfer dar; es finden sich offenbar immer Leute, die das glauben und eine Diskussion darüber führen. Das schafft Publicity. Inhaltliche Fragen oder ein aufklärerisches Ziel sind dabei völlig nebensächlich.

Bleiben eigentlich nur zwei Fragen: 1. Sollte man/frau auf die Provokation reagieren? und 2. Wieso fällt die taz noch (beziehungsweise schon wieder) darauf rein? Reginald Ferber, Darmstadt

Hier kommt noch ein saublöder Brief, wie Ihr Euch auszudrücken beliebt, der fragen soll, für wie saublöd Ihr uns eigentlich haltet. Eure Ein-Herz-für-Wiglaf-Droste- Aktion ist ein voller Erfolg, wir haben alle begriffen, daß das arme Unschuldslamm von den bösen Feministinnen gehetzt wird und wir gefälligst vor Mitleid zerfließen sollen – uns das nun auch noch Unterm Strich zu erzählen, war da wirklich nicht nötig.

Viel eher solltet Ihr eine Frage beantworten, die sich da unaufhaltsam aufdrängt: Ist die ganze Kampagne als Vorwarnung zu begreifen, daß das gehetzte Reh demnächst wieder in der taz über gaskammervolle Discos schreiben wird? Dann sagt das doch gleich, dann können immerhin die Abo- Kündigungen rechtzeitig losgeschickt werden! Gabriele Haefs, Hamburg

Wiglaf Droste wird in der taz nicht „wieder“ über „gaskammervolle Discos“ schreiben, da er dies bisher auch nicht getan hat. Der Autor des „Gaskammervoll“-Artikels hieß Thomas Kapielski. – d.Red.