Merkel mal ökologisch

■ Umweltministerin spricht sich gegen Braunkohletagebau Garzweiler II aus

Berlin (taz/AP) – Angela Merkel übt den Schulterschluß mit den Grünen, um die SPD kritisieren zu können. In einem Interview sprach sich die Bundesumweltministerin gegen den bereits genehmigten Braunkohletagebau Garzweiler II aus, der der größte Zankapfel bei den derzeitigen Koalitionsverhandlungen zwischen den nordrhein-westfälischen Grünen und der SPD ist. „Ich würde mir wünschen, daß Düsseldorf diese Entscheidung zurücknimmt“, sagte die CDU-Politikerin der vorwiegend in Ostdeutschland gelesenen Zeitschrift Super Illu.

Merkel findet, Garzweiler sei ökologisch bedenklich und zerstöre acht Dörfer. Die gleichen Riesenlöcher im Osten hält sie dagegen anscheinend nicht für bedenklich: Es wäre „klüger, statt dessen bestehende Tagebaue im Osten bis zum Ende zu nutzen, wo es wirtschaftlich sinnvoll erscheint“, betonte die aus der ehemaligen DDR stammende Ministerin. Die SPD-Landesregierung in Düsseldorf habe Garzweiler ausschließlich mit Blick auf die eigene Haustür genehmigt. Im Osten seien bereits mehr als 100.000 Braunkohle-Arbeitsplätze abgebaut worden. „Wer in den dortigen Revieren jetzt noch arbeitslos wird, hat es ungleich schwerer, einen neuen Job zu finden als im reichen Nordrhein- Westfalen.“ Es sei dem reichen Land auch zuzumuten, „einige tausend Braunkohle-Jobs mit dem Osten zu teilen“, sagte Frau Merkel – die sich in dieser Frage leicht als umweltfreundlich und ostfreundlich profilieren kann, ist ihr Ressort doch für Kohleabbau nicht zuständig.