Tarnhelmgruppe hilft Blauhelmtruppe

■ Eingreifverband soll UN-Soldaten in Bosnien schützen / Rühe deutet deutsche Unterstützung an

Paris/Bonn (dpa/rtr/AFP) – Eine Schnelle Eingreiftruppe soll künftig die UN-Blauhelme in Bosnien schützen und weitere Übergriffe der Serben verhindern. Die Aufstellung dieses bis zu 10.000 Mann starken multinationalen Verbandes bis Ende Juni haben die 15 EU- und Nato- Verteidigungsminister bei einem Treffen am Samstag in Paris verabredet. Die Eingreiftruppe soll dem UN-Kommando in Exjugoslawien unterstellt werden.

Bundesverteidigungsminister Volker Rühe deutete in der französischen Metropole eine deutsche Unterstützung durch Transport- und Kampfflugzeuge an, sofern Bundesregierung und Bundestag zustimmen. Außenminister Klaus Kinkel sagte in einem Fernsehinterview am Sonntag, Deutschland wolle, daß die UN-Truppen in Bosnien blieben, deshalb „müssen wir jetzt bei der Umgruppierung helfen“.

US-Verteidigungsminister William Perry sicherte in Paris Transportgerät und Aufklärungsdaten zu, betonte aber, daß keine amerikanischen Bodentruppen zum Einsatz kämen. Die russische Regierung erwägt offenbar, im UN-Sicherheitsrat ein Veto gegen die Eingreiftruppe einzulegen, falls bestimmte Bedingungen nicht erfüllt werden. Der Sprecher des russischen Außenministeriums, Grigori Karassin, erinnerte gestern daran, daß die Operation in Exjugoslawien unter UN-Kommando stehe. Zugleich betonte er, Rußland sei „fest entschlossen“, daran nichts zu ändern. Damit sprach sich Karassin gegen eine mögliche eigenständige Rolle der Nato in Bosnien aus.

Auch in Kroatien deutete sich am Wochenende eine neue Eskalation an. Einheiten der bosnischen Kroaten rückten am Sonntag mit Unterstützung der regulären kroatischen Armee gegen Stellungen der Krajina-Serben an der kroatisch-bosnischen Grenze vor. Ein UN-Sprecher in Knin bestätigte Meldungen von Iskra, der Nachrichtenagentur der Krajina-Serben, wonach die serbischen Positionen im Gebiet des Dinara-Bergmassivs von Verbänden des Kroatischen Verteidigungsrates (HVO) und der kroatischen Armee beschossen wurden. In einer von der kroatischen Nachrichtenagentur Hina verbreiteten HVO-Erklärung hieß es, die serbischen Einheiten verlören die Kontrolle über wichtige Verbindungsstraßen in der Gegend von Bosansko Grahovo-Glamoc. Die kroatische Artillerie sei nun imstande, die von Dvar nach Grahovo führende Straße unter Beschuß zu nehmen.

Der Kampfsektor befindet sich östlich von Knin, der „Hauptstadt“ der von den Krajina-Serben auf kroatischem Territorium ausgerufenen „Serbischen Republik“. Die Straße Dvar-Grahovo ist von hoher strategischer Bedeutung für die Krajina-Serben, weil sie Knin über Banja Luka mit der serbischen Hauptstadt Belgrad verbindet. Nach Angaben des UN- Gesandten Yasushi Akashi hat Kroatien jedoch zugesichert, seine Truppen würden nicht in die Krajina vordringen. Die Krajina-Serben hatten nach dem kroatischen Angriff mit dem Beschuß von kroatischen Küstenstädten gedroht. Seiten 3 und 10