Süßer Streik

■ 1.000 Beschäftigte der ostdeutschen Süßwarenindustrie im Ausstand

Leipzig (dpa) – Die Streiks in der Süßwarenindustrie Ostdeutschlands wurden gestern ausgedehnt. Die Beschäftigten der Friedel Süßwaren GmbH Wernigerode hätten sich dem Arbeitskampf angeschlossen, teilte die Gewerkschaft Nahrung-Genuß- Gaststätten (NGG) in Leipzig mit. Damit seien jetzt mehr als 1.000 Beschäftigte von fünf Betrieben der ostdeutschen Süßwarenindustrie im Ausstand.

50 Streikende der Thüringer Schokoladenwerke Saalfeld GmbH, der Böhme Schokoladen GmbH Delitzsch, der Dauerbackwaren GmbH Wurzen und der Halloren GmbH Halle besetzten darüber hinaus etwa eine Stunde lang das Schokoladen-Museum in Köln.

Außerdem rief die NGG zu einer weiteren Urabstimmung in einem Brandenburger Betrieb auf. Das Ergebnis will sie heute bekanntgeben.

Mit diesen Aktionen wolle die NGG nach dem Scheitern der vierten Runde der Tarifverhandlungen am Wochenende in Brehna (Sachsen-Anhalt) ihren Lohn- und Gehaltsforderungen für die 4.000 Beschäftigten Nachdruck verleihen, hieß es. Die Gewerkschaft fordert eine Einkommenserhöhung von mindestens elf Prozent in diesem Jahr und die volle Angleichung der Einkommen an das Westniveau bis zum Jahr 2000.

Auch im Tarifkonflikt des deutschen Einzelhandels haben die Gewerkschaften gestern ihre Kampfmaßnahmen ausgeweitet. Insgesamt beteiligten sich bundesweit etwa 5.000 Beschäftigte an Streiks und Warnstreiks. Schwerpunkt waren große Kaufhäuser. In Hamburg wurde unter anderem die größte Karstadt-Filiale Deutschlands bestreikt.

Die dritte Tarifrunde für Baden-Württemberg wurde ohne Einigung abgebrochen. Die Arbeitgeber hatten zuvor ihr Angebot von 2,9 auf 3,4 Prozent mehr Lohn und Gehalt bei zwei Null-Monaten erhöht. Die Gewerkschaften lehnten das als unzureichend ab, weil es nur eine effektive Jahreserhöhung von 2,8 Prozent bedeute.

Die Warnstreiks sollen nach Ankündigung der HBV heute weitergehen.