Streitbarer Politiker

Die erste Auseinandersetzung mit der kommunistischen Partei hatte der 1934 in Lurów (Lemberg) geborene Jacek Kuron bereits im Alter von 15 Jahren: Wegen Aufmüpfigkeit schloß man ihn aus der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) aus. Genau 15 Jahre später zog sich der inzwischen in die Führung des Sozialistischen Jugendverbandes aufgestiegene Geschichtslehrer wieder den Zorn der Obrigkeit zu: Weil er eine kritische Analyse des „Monopolsozialismus“ geschrieben hatte, wurde Kuron vorübergehend inhaftiert. Fast die Hälfte der folgenden 20 Jahre verbrachte er im Gefängnis, bis 1984 eine allgemeine Amnestie seiner politischen Gefangenschaft ein Ende setzte. – Von Beginn an war er eine der Schlüsselfiguren der Solidarność. Die Verhandlungen mit der Regierung an dem im Februar 1989 gebildeten Runden Tisch prägte Kuroń entscheidend mit. Unter Polens wechselnden Regierungen der folgenden Jahre wurde er zweimal zum Arbeits- und Sozialminister ernannt.

1990 kam es zu Zerwürfnissen mit dem kirchennahen Flügel der Solidarność, in deren Folge Kuron zusammen mit Mazowiecki und anderen von Walesa enttäuschten Intellektuellen die Unia Demokratyczna gründete. Als Arbeits- und Sozialminister war er zu widersprüchlichen Maßnahmen gezwungen. Er setzte sich für eine rigorose Sparpolitik ein, organisierte jedoch auch zahlreiche Initiativen zur Soforthilfe auf privater Basis. Dorothea Schildt