Die Telekom wird zur Geldkuh

■ Schwarze Zahlen in der Bilanz, rote Zahlen bei den Beschäftigten / Telefonieren ins Ausland wird billiger

Berlin (taz/rtr) – Die Deutsche Telekom AG wächst und gedeiht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz um 7,2 Prozent auf 61,2 Milliarden Mark, so der Konzern gestern auf seiner Bilanzkonferenz. Die Hälfte der Einnahmen kam von den 34 Millionen Privatkunden und Kleinunternehmen. Bei der Teilung der Post 1989 lag der Umsatz des Telefonzweigs noch bei 38 Milliarden Mark. Drei Jahre mit Verlust liegen hinter der Telekom, den neuen Abschluß ziert ein Gewinn von 7,1 Milliarden. Davon bleibt nach 0,7 Milliarden Mark Steuern und 5,2 an den Bund überwiesenen Milliarden noch ein Überschuß von 1,3 Milliarden Mark.

Die roten Zahlen in den Vorjahren kamen von hohen Abschreibungen für die altmodische analoge Technik in den Vermittlungsstellen und den Investitionen in den neuen Bundesländern. In den vergangenen fünf Jahren hat die Telekom 120 Milliarden Mark investiert, davon 40 in Ostdeutschland. Trotzdem warteten Ende Dezember noch 1,6 Millionen Kunden auf einen Telefonanschluß.

Stolz vermeldet die Telekom einen Produktivitätsanstieg. Dieser ging jedoch vor allem zu Lasten der Zahl der Arbeitersplätze. 225.000 sind noch übrig. Bis Ende 1995 werden es 10.000 weniger sein, im Jahr 2000 will der Telefonriese gar mit 170.000 auskommen. Der neue Vorstandschef, Ron Sommer, hatte auch gute Nachrichten: Die Tante in Amerika kann künftig 30 Prozent biliger angerufen werden. Auch für die Lieben in Skandinavien sinkt der Normaltarif um 12 Prozent, der erstmals geltende Billigtarif senkt die Kosten sogar um 30 Prozent.

Im Geschäftsbericht diskutierten verschiedene Prominente auch über Telearbeit, die neue Form der Heimarbeit. Bernhard Jagoda, der Präsident des Bundesarbeitsamtes, sieht rund 10 Millionen solche Arbeitsplätze europaweit. Er warnte jedoch vor der „Gefahr der Schattenwirtschaft und der Überredung in die Scheinselbständigkeit.“ rem