Walesa blitzt ab

■ Noch keine Entscheidung der „Solidarität“ für oder gegen Walesa

Warschau (dpa) – Die polnische Gewerkschaft „Solidarität“ hat am Wochenende abwartend auf das Werben von Präsident Lech Walesa um Untersützung in seinem Wahlkampf um eine zweite Amtszeit reagiert. Auf ihrem am Samstag abend in Danzig beendeten Kongreß sprachen sich die Gewerkschafter nur allgemein für einen gemeinsamen Kandidaten der „für die Souveränität Polens eintretenden patriotischen politischen Gruppierungen“ aus, der die „Offensive der Rekommunisierung in Polen“ aufhalten könnte.

Walesa hatte wider Erwarten nicht offiziell bestätigt, ob er sich bei den im Spätherbst fälligen Präsidentschaftswahlen um eine Wiederwahl bemühen wird. Er versicherte jedoch, er werde nicht aufgeben: „Ich versuche noch einmal, Polen aufs richtige Gleis zu bringen, denn ich weiß, was Sache ist. Ob ihr mit mir geht, ist Eure Angelegenheit“, sagte er.

In einer mehr als zweistündigen Auseinandersetzung versuchten mehrere Delegierte seiner ehemaligen Gewerkschaft, ihn auf einen noch radikaleren antikommunistischen Kurs festzulegen. Einige Redner verlangten, er solle durch eine Art Staatsstreich die Ex- Kommunisten aus Parlament und Regierung vertreiben.

In einer zum Abschluß ihres Kongresses verabschiedeten programmatischen Entschließung verlangt die „Solidarität“ die Erhöhung der Realeinkommen, die Reduzierung der Arbeitslosigkeit, sowie allgemeinen Zugang zu den Grundleistungen der medizinischen Versorgung, Bildung und Kultur. Eines der Hauptziele ist die Verteilung eines Teils des zu privatisierenden staatlichen Eigentums unter die Bevölkerung.