Falsche Bilanzen bei LPGs im Osten?

■ Die Landwirtschaftsminister der Neuen Länder weisen Vorwürfe zurück/ 20 Milliarden Mark zur Seite gebracht?

Berlin (AFP/dpa) – Bei der Privatisierung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) haben ehemalige DDR- Funktionäre nach Berechnungen des Spiegels mindestens 20 Milliarden Mark auf die Seite gebracht. Die Vorsitzenden der LPG hätten mit „flächendeckenden Bilanzfälschungen“ die Bauern ausgetrickst und dadurch die Nachfolgebetriebe an sich gebracht.

Die „neuen Landjunker im Osten“, wie sie aufgebrachte Bauern bezeichnen, verwalten nun Güter mit einer durchschnittlichen Größe von 1.700 Hektar – mehr als das Dreißigfache der Durchschnittsgröße in Deutschland. 2.800 Agrarfabriken hätten mehr als die Hälfte der staatlichen Flächen pachten dürfen.

Eine Prüfung durch Landwirtschaftsministerien hat laut Spiegel gezeigt, daß jede zweite oder dritte Bilanz gefälscht war. Dadurch seien die Anteile der Genossenschafter, die bei der Gründung der LPG Land eingebracht hatten, heruntergerechnet worden und die Bauern mit minimalen Abfindungen abgespeist worden.

Die Landwirtschaftsminister der fünf neuen Länder wiesen die Behauptungen jedoch zurück. Sie räumten am Wochenende zwar ein, daß es in Einzelfällen Vergehen gegeben habe. Kriminelle Handlungen großen Stils bestritten sie jedoch. Laut Sachsens Minister Rolf Jähnichen (CDU) sind die Bilanzen streng geprüft worden.

In Brandenburg sind nach den Worten von Agrarminister Edwin Zimmermann (SPD) 300 Betriebe getestet worden. In 13 Fällen wurde der Staatsanwalt alarmiert. In Mecklenburg-Vorpommern betrug das Verhältnis gar nur 165 zu zwei. Für Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Helmut Rehhahn (SPD) ist es „nicht nachvollziehbar“, woher die Summe von 20 Milliarden Mark kommt. Wo es Probleme gab, habe das Land eingegriffen.

„Wir achten schon darauf, daß es keine roten Barone gibt“, sagte Rehhahn.