Bremer Sozialdemokraten sehen für die Zukunft schwarz

■ Scherf soll Koalition mit der CDU führen

Bremen (taz) – Bremen steuert direkt auf die Große Koalition zu. Vier Wochen nach der Landtagswahl hat gestern eine Mitgliederbefragung der Bremer Sozialdemokraten eine hauchdünne Mehrheit von 50,4 Prozent für die Zusammenarbeit mit der CDU ergeben. 49,4 Prozent stimmten für Rot-Grün.

Als Spitzenkandidat wird der 56jährige Bildungssenator Henning Scherf die Bremer SPD in die Große Koalition führen. Er wurde bei der Mitgliederbefragung mit 64,6 Prozent gegenüber 35,4 Prozent für seinen Konkurrenten Hans-Helmut Euler eindeutig zum Nachfolger des zurückgetretenen Klaus Wedemeier gekürt.

Überraschend hoch war die Beteiligung der rund 9.600 Bremer SPD-Mitglieder an der Urnenwahl. In den allermeisten Ortsvereinen lag sie weit über dem angepeilten Mindestquorum von 20 Prozent, in vielen sogar über 50 Prozent.

Henning Scherf war bereits 1985 als Kandidat um die Nachfolge von Altbürgermeister Hans Koschnick angetreten. Damals unterlag er nur knapp Klaus Wedemeier. Der aus dem linken SPD-Flügel stammende Scherf gehört bereits seit 1978 dem Bremer Senat an und ist als Mitglied im SPD-Bundesvorstand seit 1984 auch überregional aufgefallen, so zum Beispiel, als er 1984/85 als Erntehelfer ins sandinistische Nicaragua fuhr.

Scherf hatte im Vorfeld der SPD-Mitgliederbefragung zwar Rot-Grün als seine „Wunschkoalition“ bezeichnet, eine Zusammenarbeit mit der CDU aber nicht ausgeschlossen. Schließlich hätte Rot- Grün in Bremen nur über die denkbar knappe Mehrheit von zwei Stimmen im Parlament verfügt. Das sah offenbar auch die Mehrheit der SPD-Mitglieder nicht als ausreichende Grundlage für eine Koalition an. Dirk Asendorpf