„Zur Einflußverstärkung gedacht“

■ Thomas Gandow, Sektenbeauftragter in Berlin, zum Engagement von Professor Sass bei der PWPA und zur Mun-Bewegung

taz: Herr Gandow, ist es möglich, daß jemand jahrelang dem Vorstand der PWPA angehört, ohne zu wissen, daß der Verein zur Mun-Bewegung gehört?

Thomas Gandow: Das ist sehr schwierig, weil die PWPA auch von der Mun-Bewegung selbst als ein Teil ihres weltweiten Wirkens herausgestellt wird. Überall da, wo über die Mun-Bewegung informiert wird, wird auch die PWPA genannt, genauso wie die Studentenorganisationen CARP und CAUSA. Bei den meisten mir bekannten Konferenzen ist als Höhepunkt Mun selbst aufgetreten. Alle wissen ja auch, daß er die Konferenzen ermöglicht und finanziert. Ich gehe davon aus, daß die Vorstandsmitglieder der PWPA alle persönlichen Kontakt mit Mun hatten.

Was ist Ihnen über die Aktivitäten von Professor Hans Martin Sass bekannt?

Sass war ja nicht nur Mitglied bei der PWPA, sondern er hat über Jahre hinweg an den zentralen Konferenzen der Mun-Bewegung, vor allem den „International Conferences on the Unity of the Sciences“ teilgenommen. Die Teilnehmer werden von den jugendlichen Mitgliedern der Mun-Bewegung betreut. Nach Zeugenaussagen aus den USA treten diese Jugendlichen dann auf sie zu, um ihnen die – angeblich nicht unerheblichen – Spesen für die Referate zu überreichen. Wer über Jahre hinweg an solchen Konferenzen teilgenommen hat, ist eingebunden in das Netzwerk der Mun-Bewegung.

Was für ein Ziel hat Mun mit der PWPA verfolgt?

Mun vertritt die Position, daß der Messias oder ein religiöser Führer über Einfluß verfügen muß. Daß er sich, anders als Jesus, nicht mit Armen verbünden muß, sondern mit Reichen und Mächtigen. Die PWPA ist wie der ganze Konferenzbetrieb der Mun-Bewegung zur Einflußverstärkung gedacht. Dazu hat sich Mun auch deutlich geäußert.

Warum nimmt ein Wissenschaftler an solchen Konferenzen teil?

Man sollte nicht völlig ausschließen, daß sich Wissenschaftler hier engagieren, weil sie an die Sache glauben. Ich denke, das ist die naheliegendste Erklärung: Daß jemand vom Pathos der Weltrettung und Weltvereinigung ergriffen ist. Zudem gibt es erstaunliche Mittel sowohl für die Forschung als auch für die Durchführung internationaler Kongresse. Und sich mit Nobelpreisträgern oder Staatsführern zu treffen, ist natürlich auch ein Reiz – auch ein Karriereanreiz. Interview: Wolfgang Löhr