Hohe Zinsen für späte Semester

■ Nach der Regelstudienzeit gibt es Bafög künftig als Kredit

Bonn (taz) – Die jüngste Bafög- Novelle ist noch nicht durch den Bundesrat, und schon bastelt Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers an einer neuen Regelung, mit der er den Studenten ans Geld will. Die sollen, werden die Pläne realisiert, künftig nur noch die Hälfte des Bafögs als zinsloses Darlehen erhalten. Der Rest soll mit acht Prozent Zinsen als Kredit vier Jahre nach Studiumsabschluß abgezahlt werden.

Dem „Zukunftsminister“ könnte das jährlich bis zu einer Milliarde Mark einbringen. Etwa die Summe, die die Meisterförderung kostet. Die Aufstiegsfortbildung für das Handwerk wurde 1993 aus dem Arbeitsförderungsgesetz gestrichen. Nun will Rüttgers ein Meister-Bafög einführen. Doch weder dafür noch für Hochschulausbau und Forschungsvorhaben hat er genügend Geld. Seine Überlegungen scheinen das Prüfungsstadium hinter sich zu haben, denn das Bildungsministerium führt schon konkrete Gespräche mit der dem Bund gehörenden Deutschen Ausgleichsbank.

Das Bundesbildungsministerium will sich zu dem Thema noch nicht äußern, dementiert aber auch nicht. In Bonn heißt es, Rüttgers plane, den Kredit während der Regelstudienzeit unverzinst zu gewähren, danach aber mit acht Prozent zu verzinsen. Setzen sich die Pläne der Union mit acht Semestern an Fachhochschulen und neun Semestern an Universitäten als Regelstudienzeit durch, müssen alle, die diese Frist überschreiten mit einer kräftigen Verzinsung ihres Lebensunterhalts rechnen.

Die SPD hat sich schon im Mai vehement gegen ein verzinsliches Bankdarlehen ausgesprochen: „Durch staatlich garantierte verzinsliche Bankdarlehen würde lediglich in einer Anlaufphase eine Entlastung des Bundes- und der Länderhaushalte erzielt“, heißt es. Auch die Grünen lehnen diese Überlegungen als „unsozial“ ab. „Die Studenten müssen die Zeche zahlen“, kritisiert der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, Horst Bachmann. Er erinnert daran, daß 1986 schon einmal über ein – allerdings noch unverzinstes – Bankdarlehen als Bafög nachgedacht worden sei. Es habe sich gezeigt, daß der Verwaltungsaufwand zu groß sei. Selbst der unionsnahe RCDS sieht das Ziel des Bafögs, Chancengleichheit im Bildungswesen herzustellen, in Frage gestellt. Der Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz, Josef Lange, erkennt eine Tendenz, „die Ausbildungskosten, von denen die gesamte Gesellschaft auch profitiert, auf den einzelnen zu verlagern“. Das Bafög sei schließlich eingeführt worden, „um jedem Befähigten ein Studium zu ermöglichen“. Karin Nink