„Es gibt kein Lex BITZ“

■ Technologiepark präsentiert sich der Öffentlichkeit: 70 Unternehmen gawährten Einblick. Die kritisierte Förderungsstruktur blieb Firmengeheimnis.

Gestern herrschte Schützenfeststimmung am Bremer Innovations- und Technologiezentrum, kurz „BITZ“ genannt. Wissenschaft und Politik traf sich bei Bier und Bratkartoffeln, um das Richtfest im zweiten Bauabschnitt des Fahrenheitshauses zu feiern, das vom BITZ vermietet und verwaltet wird.

Mit dem neuen Gebäude wird das bislang vorhandene Flächenangebot, das sich vornehmlich an ehemalige BITZ-Firmen und innovative Unternehmen aus den Bereichen Multimedia, Umwelt- und Systemtechnik wendet, beinahe verdoppelt. Ab Januar stehen Firmen, die sich im Technologiepark etablieren wollen, knapp 3.000 Quadratmeter Büro- und Hallenfläche zusätzlich zur Verfügung, doch schon jetzt ist mehr als die Hälfte der Fläche vergeben.

Die Technologie boomt, bestätigt allein der Rückblick auf die Geschichte des BITZ. Als die von der Bremischen Wirtschaft, den Forschungs- und Wissenschaftsinistitutionen und dem Senat konzipierte und getragenen Einrichtung 1986 gegründet wurde, hatten lediglich 8 Firmen ihren Sitz bei der BITZ. Doch über die Folgejahre wurde es „gute Adresse“ für ExistenzgründerInnen aus den Universiäten und Hochschulen, für Unternehmen, die sich von der Nähe der Universität einen Wissenstransfer für Innovationsvorhaben versprachen.

Heute beherbergt das BITZ, dem das Design-Haus und das Fahrenheit-Haus angegliedert ist, auf 14.000 Quadratmetern 55 Firmen und Einrichtungen mit 450 MitarbeiterInnen in Vollzeitbeschäftigung. Etwa ein Drittel dieser Firmen wurde quasi direkt aus der Uni heraus gegründet. Der 1988 als vom BITZ unabhängige Einrichtung gegründete Technologiepark der Universität zählt weitere 60 Firmen, darunter große etablierte Unternehmen, die vom Wissentransfer mit der Universität profitieren.

Etwa 70 BITZ- und Technologiepark-Unternehmen präsentierten sich gestern im Neubau des Fahrenheithauses der Öffentlichkeit. Die Stelltafeln, Schaubilder und Informationsbroschüren waren allerdings so gestaltet, als wollten die MacherInnen einmal mehr nachweisen, daß Wissen Macht ist. Immerhin standen FirmenvertreterInnen zur Verfügung, die mit Geduld erklärten, was und wie bei ihnen produziert wird:

Eine der Firmen entwickelte eine Multimedia-Applikation. Diese hilft, den komplizierten Aufbau einer Maschine zu erklären, indem es diesen, statt in unverständlichen Konstruktionsbeschreibungen, visuell über CD-Rom darstellt. So kann die Maschine überall auf der Welt ohne den Beistand eines Firmendelegierten leicht nachgebaut werden, selbst Funktionsfehler lassen sich so schnell nachvollziehen und korrigieren.

Projekte aus der Informatik, der Mathematik, der Biologie und Chemie, der Raumfahrt und Meeresforschung, der Elektrotechnik und Maschinenverarbeitung – die Liste der Angebote ist lang. Teilweise werden die Unternehmen in ihren Forschungsprojekten mit Geldern vom Bund, Land oder aus Drittmitteln gefördert. Ein Umstand, der schon oft auf Kritik gestoßen ist: Es werde an der Weser viel gefördert, aber es komme zu wenig dabei heraus, ergibt etwa eine Untersuchung der Arbeiterkammer von 1992.

„Das Untersuchungsergebnis ist falsch“, kontert Dieter Russ, Geschäftsführer der Bremer Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer mbH (BREGIT), zuständig für die Geschäfte im BITZ, im Fahrenheitshaus und im Design-Haus. Die hier untergebrachten Firmen müßten sich ganz normal auf dem Markt bewegen und versuchen, ihr Geld zu machen. „Es gibt kein Lex BITZ oder Lex Technologiepark.“ Was an Förderung dort einfließe, stehe allen AntragstellerInnen in Bremen zur Verfügung.

Die einzige Förderung, die das BITZ selbst betreibt, bestehe in einer Art Mietsubvention. Doch für den Quadratmeterpreis von 16,50 Mark bekomme man durchaus auch andernorts Räumlichkeiten. Allerdings nicht mit dem Service, den das BITZ bietet: Telefondienst, Konferenzräume und Beratung. „Daß die Firmen nicht zuletzt durch unsere Hilfe versuchen, an Förderprogramme ranzukommen, ist völlig klar und legitim.“ Aber mit dem „Gerede von den geförderten Turnschuhunternehmen“ tue man den Leuten Unrecht, es gebe keine Sondertöpfe für sie. „Aber es gibt viele Betriebe in Bremen, die viel mehr kriegen als wir.“ dah