Löwen bissen sich Zähne aus

■ Die Bundesliga-Saison 1994/95 in der Statistik

Berlin (taz/dpa) – Der Trend zum Stadion hält in der Bundesliga weiter an, wobei es nach wie vor äußerst umstritten ist, ob die Fußballfans bloß der Fernsehübertragung entkommen wollen, oder gerade durch die jublerisch-infantile TV-Berichterstattung zum Live- Erlebnis motiviert werden. In der abgelaufenen 32. Saison kamen zu 306 Spielen erstmals mehr als neun Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer (9.061.125) in die Stadien, die bisherige Bestmarke datierte aus der Spielzeit 1991/92, als in der 20er-Liga zu 380 Begegnungen 8.600.801 Fans gekommen waren. Insgesamt wurden die Spiele seit Gründung der Liga im Jahre 1963 von rund 211 Millionen Leuten besucht, die mehr als 2,4 Milliarden Mark in die Kassen zahlten.

Der Schnitt in diesem Jahr betrug 29.616 Besucher, damit avancierte der deutsche Profi-Fußball erstmals zur Nummer eins in Europa vor Italien (Schnitt: 29.108), England und Spanien (je rund 25.000). Zuschauer-Krösus war trotz mäßiger Leistungen erneut Bayern München, das mit einem Schnitt von 54.176 Zuschauern im Olympiastadion einen neuen Bundesliga-Rekord erzielte.

Der Mönchengladbacher Heiko Herrlich und Mario Basler (Bremen) teilen sich die Trophäe für den besten Torjäger. Beide trafen am letzten Spieltag jeweils einmal per Strafstoß und waren mit je 20 Toren die erfolgreichsten Goalgetter. Den Torrekord hält nach wie vor Gerd Müller (Bayern München), der in der Spielzeit 1971/72 das seltene Kunststück schaffte, den Ball stolze 40mal im gegnerischen Netz unterzubringen. Insgesamt erzielten die Erstligaprofis 923 Tore (Schnitt: 3,02) und damit 28 Treffer mehr als in der Vorsaison. Von 85 Elfmetern wurden 1994/95 70 verwandelt.

Mit Binz, (Frankfurt), Eilts (Bremen), Kuka (Kaiserslautern) und Spies (Freiburg) waren nur vier Feldspieler an allen 34 Spieltagen im Einsatz. Die meisten Akteure setzten Absteiger Dynamo Dresden (29) und 1860 München (27) ein. Mit 98 Platzverweisen (46 rote Karten/52 gelb-rote Karten) sorgten die Schiedsrichter für einen neuen Rekord an Hinausstellungen, wobei 1860 München mit zwölf Platzverweisen eine neue Höchstmarke erreichte. Mit Bernd Trares (3) stellten die Löwen auch gleich den größten Sünder. Führend bei den gelben Karten war der Bochumer Eberl (12), die fairste Mannschaft stellte Borussia Mönchengladbach mit nur einer gelb-roten Karte für – na, wen? – Effenberg. Da sage noch einer, Fairneß lohne sich nicht.