Greenpeace: Garzweiler II stoppen

■ Neues Gutachten belegt: Alternativen zum „Job- und Klimakiller“ sind möglich / RWE „CO2-Lüge“ vorgeworfen

Düsseldorf (taz) – Der Aufschluß des Braunkohletagebaus Garzweiler II wäre nicht nur unter ökologischen, sondern auch unter ökonomischen Gesichtspunkten eine „eklatante Fehlentscheidung“. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die gestern in Düsseldorf vorgestellt wurde. Dem Essener Energiekonzern RWE, dessen Tochterunternehmen Rheinbraun den Braunkohletagebau betreibt, warf Greenpeace-Sprecher Heinz Laing vor, die Öffentlichkeit mit einer „CO2-Lüge“ zu täuschen.

Im Zusammenhang mit der Genehmigung von Garzweiler II hatte RWE zugesichert, 20 Milliarden Mark in die Erneuerung der Braunkohlekraftwerke zu investieren. Dadurch, so RWE, würden die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 27 Prozent gesenkt. Doch dieser Wert bezieht sich allein auf die spezifische CO2-Reduktion, also auf die Kohlendioxidmenge pro erzeugte Kilowattstunde Strom. Weil RWE aber absolut mehr Braunkohle einsetzen will, lassen sich nach Greenpeace- Berechnungen mit dem RWE- Programm die Emissionen bis zum Jahr 2030 bestenfalls um 10,5 Prozent reduzieren.

Investierte man die 20 Milliarden Mark dagegen in Energiespartechniken, effizientere Technologien und in erneuerbare Energien, könnte man die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2010 sogar um 48 Prozent senken. Der Braunkohlestromanteil im Greenpeace-Szenario verringerte sich in NRW von jetzt 50 Prozent auf etwa 15 Prozent. Auch die Steinkohle müßte schrumpfen. Als Substitutionsenergieträger käme neben den regenererativen Energien während einer Übergangphase vor allem das Gas zum Zuge. Weil die ökologischen Alternativen weniger kapitalintensiv sind, fiele auch die Arbeitsplatzbilanz positiv aus.

Im Zusammenhang mit den Düsseldorfer Koalitionsverhandlungen sind vor allem die im Gutachten genannten Stromeinsparpotentiale interessant. Durch Investitionen zwischen einer und 3,5 Milliarden Mark ließe sich der Stromverbrauch bis zum Jahr 2010 um rund 20 Prozent senken. Diese Zahl weist auch juristisch den Weg zum Garzweiler-II-Stopp. Ohne diesen Tagebau fehlen laut RWE rund 15 Prozent Stromkapazitäten im Land. Könnte man die einsparen, wäre Grazweiler II auch laut Genehmigungsurkunde „rückholbar“. Walter Jakobs