„Viel schwieriger als in Sarajewo“

■ „Brücke der Hoffnung“ will nun die bosnische Enklave Srebrenica versorgen / Bosnienreise bestätigt: Alle Spenden kommen an

Die „Brücke der Hoffnung“ hat Großes vor. Gestern berichteten drei VertreterInnen der Hilfsorganisation von einer Reise nach Bosnien. Und sie haben ein neues Projekt mitgebracht. Das hat es in sich, denn die Spenden sollen nun denjenigen zugute kommen, die bislang von der Außenwelt so gut wie abgeschnitten waren: der Enklave Srebrenica, die seit drei Jahren von einem serbischen Belagerungsring eingeschnürt ist. „Das können Sie vergessen, da ist alles dicht“, sei die Antwort der großen Hilfsorganisationen und des UN-Hochkommissars für Flüchtlingsfragen gewesen, berichteten die BremerInnen. Aber durch die guten Kontakte vor Ort hat die kleine Organisation da einen Weg gefunden, wo die Großen bislang versagt haben. „Die gehen eben einfach keine Risiken ein“, sagte gestern Initiativensprecherin Andrea Frohmader.

Srebrenica ist in einer verzweifelten Situation. Rund um das Gebiet von rund 300 Quadratkilometern stehen serbische Einheiten. Vor dem Krieg haben 4.000 Menschen im Kreis Srebrenica gelebt, jetzt sind es 42.000. Vor drei Jahren wurde die Stadt Srebrenica in Schutt und Asche gelegt. 80 Prozent der Häuser sind zerstört. Seit dieser Zeit gibt es keinen Strom, kein fließendes Wasser, die Menschen leben in Ruinen. Mittlerweile sind die Wälder fast abgeholzt, mit welchem Brennmaterial die Menschen den kommenden Winter überstehen sollen, das weiß niemand. Zudem ist mit den Bäumen der Sichtschutz weg.

Von den Lieferungen des UNHCR komme gerade mal die Hälfte durch, und die ist von den Serben ganz besonders kontrolliert. Denn seit mehr als einem Jahr lassen die Belagerer kein Salz mehr in die Enklave, ganz gezielt wird das Salz von den LKW geholt. Die Folge: schwerste Schilddrüsenerkrankungen beim größten Teil der Bevölkerung durch den Jodmangel. Andrea Frohmader: „Und den Abwurf von Salzsäcken hat die Bundesregierung abgelehnt. Die Lage ist viel schwieriger als in Sarajewo.“

Dieser Lage will die „Brücke der Hoffnung“ nun etwas entgegensetzen, und sie setzt dabei ganz auf den Erfindungsreichtum der BosnierInnen. Ein Weg, den die großen Organisationen nicht gehen wollen. Die Menschen wären nämlich längst verhungert, gäbe es nicht einen gefährlichen Trail durch die serbischen Stellungen. Immer wieder machen sich Männer auf einen langen und gefährlichen Fußmarsch in Richtung Tuzla. 40 gefährliche Kilometer müssen sie zu Fuß durch die Berge. Hinter den Linien werden sie von einem Bus aufgenommen, der bringt sie zu einem Lagerhaus, dort nehmen die Männer Mehlsäcke und andere Lebensmittelpakete auf die Schultern – und dann geht es denselben Weg zurück. 40 Kilometer zu Fuß, die einzige Versorgungsader neben den spärlichen UN-Lieferungen.

Genau für diesen lebenswichtigen Trail soll jetzt eine Spendenkampagne starten. Die Wunschliste der BosnierInnen ist klar: Kalorienhaltige Nahrung, Jodtabletten und spezielle Medikamente gegen Mangelerkrankrungen. Genau das soll gekauft, nach Tuzla gebracht und für die mutigen Menschen aus Srebrenica bereitgehalten werden. Die BosnierInnen setzen große Hoffnungen in die Bremer Initiative. „Der Bürgermeister von Tuzla hat gesagt 'Ihr seid die einzigen, denen wir sowas zutrauen–“, berichtete Susanne Paas von der „Brücke der Hoffnung“.

Daß die Mittel auch ankommen, davon hat sich die Delegation überzeugt. Mittlerweile hat sich in Tuzla und Lukavac, wohin die Spenden der „Brücke der Hoffnung“ geflossen sind, eine durchorganisierte Verteilungsstruktur gebildet. Und kaum etwas kommt weg. Susanne Paas: „Von 45 Tonnen Mehl fehlen bei der Endabrechnung gerade mal 25 Kilo, also nichts.“ Die Erklärung dafür liefern die BosnierInnen selbst. „Wenn jetzt einer klaut, wo alle nichts haben, dann ist der unten durch.“ J.G. (Spendenkonto des ASB „Brücke der Hoffnung“: 1186618, Spark., BLZ: 290 501 01)