Jenseits der Schulweisheit

■ betr.: Bröckers' Glossen auf der letzten Seite

Die taz läßt fast jede Woche einen Kolumnisten ihren literarischen Lichtstreifen auf der letzten Seite schreiben, bei dem ich zwar weiß, daß er echte Satire zur Durchführung bringt, aber diese unumstößliche Tatsache aus dem Text selber oft nicht ein bißchen herauslesen kann. Dabei bemüh' ich mich ja so: Ich blicke intensiv auf seine Wörter und Sätze und in mich hinein/herein, ob da nicht ein feinwirkendes ironisches Blitzen – mentalerweise – zu erblicken sei und mich sehend, nein: durchschauend machte, mich insgeheim einweihte in sein böses, satirisches Gehabe und mich aufnähme in den inneren Zirkel der Versteher und Versteherinnen, mich also als Elite esoterierte, während das gemeine Volk platt und dumm bleibt und für bare Münze nimmt, was er ihm vorsetzt.

Aber Fahrkarte, nix blitzt da auf; es bleibt alles dunkel in mir, und entmutigt ob meiner Stumpfheit lege ich das Blatt beseite: Neulich hat er uns eine Gebetsstatistik – oh, heiliger St. Churchill sei gedenkt! – überstülpen wollen, eine Satire natürlich (der ausgepichte Schelm!) und früher schon den Orgon W. Reichs durch die Propagandamühle gedreht und gewendet (ein fulminanter Spötter!) und den Biophotonen – erinnere ich mich da recht, oder kommt das noch? – den Weg in unser Inneres gebahnt: Das ist wahrhaft treffliche Schrot-&-Korn-Satire, allerdings der unbestimmten Art: GWUPdiwupp (das ist auch esoterisch, nur vice versa), da schreibt er uns nieder, und wir stehen hilf- und verständnislos seinen sarkastischen Gemeinheiten gegenüber. Das aber ist ein höchst unbefriedigender Zustand, und darüber führe ich hier Klage. Sowas kann zu Abbestellungen führen! (...war nur Spaß...) – Oder hat jener Kolumnist einfach bloß einen Beratervertrag bei Zweitausendeins? – Dann wäre ich beruhigt: die haben ja schließlich den Lichtenberg unters Volk gebracht. Helmut Dreßler, Darmstadt