„Hat unheimlich Spaß gemacht“

■ Thilo Bode, der deutsche und bald auch internationale Chef von Greenpeace, über eine Aktion, die es fast nicht gegeben hätte

taz: Die Besetzung der Brent Spar war einer der größten Erfolge in der Geschichte von Greenpeace. Setzt sich damit in Ihrer Organisation wieder mehr die Aktionsschiene durch und weniger die Linie, über Verhandlungen mit der Industrie etwas zu erreichen?

Thilo Bode: Die beiden Linien sind für uns in Wirklichkeit nur eine. Verhandeln können sie mit der Industrie nur, wenn diese auch Respekt vor Ihnen hat. Das eine bedingt das andere. Wir werden auch weiterhin mit Unternehmen verhandeln.

Wie geht es weiter mit der Brent Spar?

Unsere Leute bleiben erst mal in der Nähe der Plattform. Wir beobachten, wo sie vertaut wird, damit sie nicht in einer Nacht-und- Nebelaktion doch noch versenkt wird. Das ist jedoch unwahrscheinlich.

Welche Rolle spielten Sie als Geschäftsführer der deutschen Greenpeace-Sektion bei der Planung der Aktion?

Wir haben im Februar von der geplanten Versenkung erfahren. In der Osterwoche haben wir dann entschieden, eine Aktion zu machen. Dann mußte alles sehr schnell gehen, und da ist der Geschäftsführer dann gefragt. Denn das Pikante bei diesem Thema war: Es gab keinen Campaigner (so nennt Greenpeace die festangestellten Kampagnenplaner, d. Red.) und kein Budget. Wir mußten also schnell Geld auftreiben. Zwei Millionen haben wir von unserem Konto „Unvorhergesehenes“ genommen. Weil wir zusätzlich die Altair mit dem Hubschrauberdeck mieten mußten, war auch noch ein Griff in die Rücklagen fällig. Da mußte ich erst den Aufsichtsrat von Greenpeace International überzeugen.

Das hat ja alles gut geklappt. Wurde deshalb am Mittwoch offiziell bekanntgegeben, daß Sie der neue Geschäftsführer von Greenpeace International werden?

Nein. Die vorzeitige Bekanntgabe war eine schreckliche Panne. Unglaublich! Die Brent Spar-Aktion hat aber unheimlich Spaß gemacht.

Werden Sie international – wie in der deutschen Sektion – auch immer das letzte Wort haben?

Nicht ganz. Denn die nationalen Organisationen sind rechtlich unabhängig. Es gab aber international eine Verständigung darüber, daß der Geschäftsführer künftig mehr Möglichkeiten zur Beeinflussung erhält. Die Delegierten müssen dem aber erst noch zustimmen.

Was passiert nun mit den französischen Atomversuchen im Pazifik? Wird es einen Boykott gegen französische Produkte geben?

Zur Strategie im Fall Mururoa kann ich noch nichts sagen. Interview: Reiner Metzger