Mickymaus soll Major testen

■ Hurd tritt als britischer Außenminister zurück / Tory-Rechte suchen Kandidaten gegen Major

Dublin (taz) – Der britische Außenminister Douglas Hurd geht in den Ruhestand. Nach 16 Jahren im Kabinett will er zur Seite treten, wenn Premierminister John Major im Juli sein Kabinett neu besetzt. Der wiederum war vorgestern als Parteivorsitzender der Tories zurückgetreten, um dem rechten Parteiflügel, der ihm seit dem Sturz des Sterlings vor drei Jahren ständig Knüppel zwischen die Beine wirft, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Robin Cook, der außenpolitische Sprecher der Labour Party, warf den Tories nach Hurds Rücktritt vor, die höchsten Staatsämter für taktisches Geplänkel zu mißbrauchen: Dem rechten Tory-Flügel solle signalisiert werden, daß einer seiner Leute mit einer Beförderung rechnen könne, wenn Major wiedergewählt wird. Voraussetzung für die geplante Kabinettsumbildung im Juli ist freilich die Wiederwahl Majors zum Parteichef. Erhält er am 4. Juli bei den Neuwahlen nicht die erforderliche Mehrheit, muß er wohl auch als Premierminister zurücktreten.

Die Euro-Gegner bei den Tories nahmen Hurds Rücktritt denn auch mit Genugtuung auf. Er genieße bereits seit langem nicht mehr die Unterstützung der Hinterbänkler, erklärte stellvertretend für den rechten Flügel der Unterhausabgeordnete Nicholas Budgen. Als Nachfolger wird jetzt Verteidigungsminister Malcolm Rifkind gehandelt. „Wenn er jetzt sagt, daß wir einer gemeinsamen Euro-Währung niemals zustimmen werden, kann er auf uns zählen“, erklärte Budgen.

Budgen räumte ein, daß der rechte Parteiflügel durch Majors Rücktritt „auf dem falschen Fuß erwischt“ worden sei, fügte jedoch hinzu, daß dieser dadurch lediglich 48 Stunden Vorsprung gewonnen habe. Bis Donnerstag mittag müssen die Kandidaten nominiert sein. Außer Major hat sich bisher noch niemand gemeldet. Lediglich der unbedeutende Hinterbänkler Barry Field sagte gestern, er spiele mit dem Gedanken zu kandidieren, da er von Parteifreunden dazu gedrängt werde.

Ein Vertreter des rechten Flügels, der Abgeordnete Edward Leigh, wies das jedoch zurück. „Es wäre fatal, wenn sich lediglich ein Mickymauskandidat ohne echte Chancen zur Wahl stellt“, sagte er. Die „politisch Schwergewichtigen“ wie Handelsminister Michael Heseltine werden sich jedoch hüten, schon im ersten Wahlgang Farbe zu bekennen. Nur wenn es bei diesem eine bedeutende Zahl von Enthaltungen oder gar Stimmen für einen „Mickymauskandidaten“ gibt, ist Major geliefert. Dann wäre es vorbei mit den Loyalitätsbekundungen für John Major. Ralf Sotscheck Seiten 10 und 11