Sympathy for the Diesel

■ Die „Rolling Stones“ auf Tour mit der Volkswagen AG, bzw. umgekehrt

Hannover. Wenn Mick Jagger die Bühne betritt, gehört VW-Chef Ferdinand Piech in die erste Reihe. Sobald internationale Rockstars zu den Instrumenten greifen, wippen inzwischen in vielen Vorstandsetagen deutscher Unternehmen die Knie im Takt. Hits der Bands sollen Verkaufszahlen beflügeln, Rock'n'Roll sein jugendliches Image für Produkte hergeben. Unternehmen wie VW, Mustang, Coca-Cola, Lufthansa oder die Bahn lassen sich das Rock-Investement immer mehr kosten: Gut eine halbe Milliarde Mark steckten deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr in die Förderung von Konzerten, Kunst und Kultur, eine Steigerung sieben Prozent zum Vorjahr.

Die Top-Ten der Unternehmer-Charts führt inzwischen der VW-Konzern an. PR-Chefin Jennifer Hurshell verweist gern auf eine Umfrage des Sample Instituts (Mölln), wonach VW mit 16 Prozent als bekanntester Sponsor der Popmusik-Szene inzwischen vor Coca-Cola (14 Prozent) und Pepsi (12 Prozent) rangiert. Zu Beginn der neuen Stategie seien vor drei Jahren „Defizite beim VW-Image für Jugendliche“ und eine „fehlende Emotionalität“ festgestellt worden. Inzwischen habe VW „an Sympathie gewonnen“. Dafür hat der Konzern allein für die laufende „Stones“-Tournee rund 20 bis 30 Millionen Mark aus anderen Töpfen zusammengezogen.

Den Tourveranstaltern kann solcher Einsatz nur Recht sein. „Die Herrschaften wissen genau: wir bewegen die Menschen, die die Unternehmen versuchen zu halten oder zu gewinnen“, sagt Dirk Hohmeyer, bei Mama Concerts für Sponsoren zuständig. Dennoch seien „für viele Unternehmen Rock und Pop immer noch sehr ominös“. Ohne Sponsoren wären Konzertkarten zehn bis 15 Prozent teurer. Beim Veranstalter Marek Lieberberg rechnet Hansi Hoffmann ohne Werbepartner sogar mit Preisen von bis zu 175 statt derzeit rund 90 Mark für große Festivals. „Man nimmt das Geld und verlangt trotzdem Unsummen für die Karten“, relativierte „Stones“-Gitarrist Keith Richards solche Rechnungen in einem Interview. Das sei eben „die natürliche Korruption der menschlichen Rasse“.

Die Stars gehen – nach Abschluß der millionenschweren Verträge – gern auf Distanz zum umsatzträchtigen Verkauf ihrer Namen. „Ich persönlich fahre Mercedes“, meint Mick Jagger. „What's Wolfsburg?“, versucht auch David Gilmoure die Bedeutung des Konzerns zu relativieren. Dem „Pink Floyd“-Chef ist das VW-Engagement inzwischen „richtig unangenehm“. Sowas mache er nicht nochmal: „Versprochen. Ich will ein guter Junge sein.“ Gerd Roth/dpa