Weitere Proteste gegen Frankreichs Atomtests

■ UNO und EU-Gipfel sollen sich mit französischen Atomversuchen befassen

Canberra/Cannes (AP/dpa) – Australien will seinen Protest gegen die geplanten französischen Atomversuche auch bei den Vereinten Nationen vortragen. Das sagte Ministerpräsident Paul Keating gestern vor dem Parlament in Canberra. Keating sagte, offizielle Vertreter Australiens würden jede Gelegenheit nutzen, um den Protest des Landes gegen die französische Versuchsserie im Pazifik vor den Vereinten Nationen darzulegen. Dies solle auch in anderen internationalen Gremien geschehen.

Vor Beginn des EU-Gipfels im französischen Cannes kündigte Schwedens Ministerpräsident Ingvar Carlsson gestern an, die skandinavischen EU-Länder würden die Wiederaufnahme der Atomtests zu einem Thema des Gipfeltreffens machen. „Wir bedauern die französische Haltung, weil das auch andere Atomwaffenländer zur Wiederaufnahme nuklearer Testreihen provozieren könnte“, sagte Carlsson vor Journalisten.

Einschränkend sagte der australische Botschafter in den Vereinigten Staaten, Don Russell, seine Regierung erhebe keine Einwände gegen unterirdische Atomversuche, wenn sie notwendig seien, um die Sicherheit bestehender Waffenarsenale zu gewährleisten und nicht der Entwicklung neuer Rüstung dienten.

Bei solchen Experimenten dürfe eine Sprengkraft von zwei Kilogramm TNT nicht überschritten werden, erklärte der Diplomat im australischen Sender ABC. Dies entspricht einem geringen Bruchteil üblicher Atomwaffenversuche, die eine Sprengkraft bis zu 150 Kilotonnen TNT haben. Versuchszündungen mit einer minimalen Ladung seien auch nach Verabschiedung des geplanten Abkommens über einen weltweiten Atomwaffenteststopp noch zu rechtfertigen. Russell hob hervor, die australische Haltung in dieser Frage stimme mit derjenigen der USA überein.

Der Besitzer einer Jacht in Sydney kündigte unterdessen an, er wolle mit einer ganzen Flotte kleiner Boote ins Testgebiet der Franzosen fahren, um gegen die geplanten Atomversuche auf den Atollen Mururoa und Fangataufa zu protestieren. Die Aktion werde von Kirchenvertretern organisiert, sagte Wayne Kirkland vor Journalisten. Ziel sei es, mit so vielen Booten wie möglich im Südpazifik präsent zu sein. Dort wird diese Woche auch das Schiff „Rainbow Warrior II“ der Umweltschutzorganisation Greenpeace erwartet.