Press-Schlag
: „Reiten Sie noch?“

■ Sulky-Legende Frömming wird 85

Wenn es in einem Sportquiz gilt, die Namenskette Neckermann – Schockemöhle – Winkler zu ergänzen, kommen viele Sportfans vermutlich auf Frömming, „Hänschen“. Verlangt man von den Rätselfreunden auch noch die dazugehörige Sportart, kommen sie ins Stocken. „Herr Frömming, reiten Sie noch?“ wurde er in den letzten Jahren wiederholt gefragt, obwohl sein Sportgerät der Sulky war, jene zweirädrige Leichtbaukutsche, die Traber hinter sich herzuziehen wissen.

Als Hans Frömming, 1910 in Berlin-Steglitz geboren, 14jährig auf der Trabrennbahn nach einer Lehrstelle Ausschau hielt, legte man ihm zunächst nahe, es lieber als Jockey zu versuchen. Einen Traber werde er kaum halten können, hieß es. Statt sie zu halten, wurde es Frömmings Profession, sie laufen zu lassen. Mit ihm rannten sie besser als mit allen anderen. 5.592 Rennen hat er gewonnen, das erste 1926, das letzte 1987. Dreimal gewann er den „Prix d'Amérique“, das bedeutendste Trabrennen der Welt, elfmal siegte er im Deutschen Derby – niemand war erfolgreicher. Mit 79 Jahren trat er endgültig vom aktiven Geschehen zurück, aber auf den Rennbahnen dieser Welt trifft man ihn freilich noch immer. Frömming war in Schweden beliebt, in Frankreich wurde er gefeiert. Bei einem Sturz in Paris verletzte er sich 1956 schwer und verlor für immer den Geruchssinn. Bald jedoch saß er wieder hinter den Pferdehintern, seine liebste Perspektive auf die Welt.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg rief ihn sogar das Filmgeschäft. Im deutschen Spielfilm „Derby“ von 1949 spielt Frömming neben Hannelore Schroth und Albert Florath den Trabertrainer Hans, etwas anderes hat er im Grunde nie sein wollen. Im ruchbaren Zockerlatein über raffinierte Wettcoups taucht der Name Frömming nicht auf. „Mann ohne Skandale“ hat man ihn zu seiner aktiven Zeit genannt, und ehrfurchtsvoll taufte man ihn „kleinen Hexenmeister“, weil die Symbiose zwischen Pferd und Steuermann diabolisch-genialische Züge angenommen hatte. Dabei ist er durchaus mit den irdischen Dingen des Lebens vertraut. Wie alle großen Pferdeleute ist er stets auch ein gewievter Geschäftsmann gewesen. Das ist keineswegs schimpflich in einem Umfeld, in dem es als Höchststrafe gilt, ein Pferd geschenkt zu bekommen. Weil Frömming berühmter ist als sein Sport, steht er immer noch in dessen Diensten. Die öffentlichen Auftritte zu seinem 85. Geburtstag will er auch als Werbung für seine Trabersache verstanden wissen. Damit endlich alle erfahren, warum er nie geritten ist. Gottlieb Haferkwiet