■ Vorgespult
: Maulheldentum

„Auf der Suche nach Mac Guffin“. Ein Krimihörspiel von Andrascz Weigoni, 23 Uhr, WDR1

„Auf der linken Überholspur dieses Kriminalhörspiels rasen die Protagonisten einer schillernden Kunst- und Kneipenszene durch einen cliphaften Plot...“ So dichtete die Pressetexterin und hätte eigentlich – wo sie schon mal in kreativer Rage war – damit auch gleich das ganze Hörstück umschreiben können. Denn das gesamte Hörspiel „Auf der Suche nach Mac Guffin“ von Andrascz Weigoni bewegt sich stilistisch gefährlich nah am Rande eines „Klangbildes Schülertheater.“

Gestandene Schauspieler quälen ihr Stimmorgan auf megacool („kann ja verstehn, daß du emotional total geputscht bist“) und stolpern über Anglizismen. Die Damen geben sich dagegben rauchig und stehen in dieser Rundumschlagstory auch gern als Lustmordopfer zur Verfügung. Doch vorher hängt das ganze „hippe“ Pack in Szenekneipen herum. Nennt sich volksnah Werner oder exotisch Zonker, palavert im Designerdeutsch über Liebesdinge, Vernissagen, Electronic art. Wobei das nachgestellte Treiben nur halb so echt wie Schöller Eiskrems fades Kinoleben scheint.

In diese fatale Mischung aus Hektik und Langeweile bringt auch die nun aufschäumende Materialschlacht keine Spannung. Abstürzende Dateien, mysteriöse Anrufbeantworter, brisanter Datenklau und schließlich Waffenschieberei „ganz oben“ – all diese Zutaten „popmoderner“ Thriller versenden sich ganz einfach. Und wenn die Story, wie einer ihre Maulhelden meinte, „zu dünn und konstruiert“ ist, ihre Sprache ein einziges Jargongemetzel, was hätte die Regie noch retten können? Ich kann's schwer sagen. Künstliche Atemlosigkeit, Musikhaschee sowie der Tusch des Saxophons nach jeder Schlüsselszene – das alles trägt jedenfalls nicht weit.

Daß jede Zeit ihre eigene (Hör-)Kunstsprache fordert, ist ein solider Grundsatz. So weht auch oft ein erfreulich flotter Wind durch den Kulturfunk. Wie schade aber, wenn der Zeitgeist an der Oberfläche säuselt und im Zitatenmeer ertrinkt. „Es gibt da einige Leerstellen“, sagt einer kernig im Krimi. Da hat er leider recht!Gaby Hartel