Ehre, wem Ehre gebührt

■ betr.: „Hin zum Regenbogen“, taz vom 26. 6. 95

Kordula Doerfler hat anscheinend die Komplexität der „neuen Regenbogen-Nation“ und die Präsenz des alten Südafrika nicht völlig begriffen, sonst wären ihr wohl kaum ein paar Feinheiten total entglitten. Erstens, und World-Cup- Sieg hin oder her, nicht das südafrikanische Team hat zur politischen Versöhnung beigetragen, sondern allein Nelson Mandela. Zum einen hat er die Veranstaltung erst möglich gemacht, zum andern hat er diese Bastion des afrikaaner Sports glänzend zur Versöhnung des Landes eingesetzt. Nur in diesem Sinne trug der Präsident das Trikot der „Springboks“ zu politischen Veranstaltungen in den Townships. Eine Geste, die hauptsächlich an die Adresse der hauptsächlich weißen fanatischen Anhänger des Rugbys ging, und von denen auch verstanden worden ist. Pienaar, der Spielführer der Boks, hat bereits vor dem Sieg anklingen lassen, daß er „für Mandela“ spielt.

Zweitens hat Doerfler ebenfalls nicht bemerkt, daß Mandelas „unsere Jungs“ oder „our boys“ eine subtil-heitere Anspielung auf die derogative Bezeichnung der Schwarzen ist, die bis vor kurzem selbst ihm noch galt. Drittens hat Doerfler dann auch noch die Bemerkungen des Springbook-Coaches verpaßt, der bei der anschließenden Siegesefeier den Sieg in erster Linie der glänzenden Verteidigung und dem Mittelfeld zuschrieb und schließlich dem „drop goal of the Jew-boy“ Joel Stranski – der immerhin alle Tore geschossen hat. Ehre, wem Ehre gebührt! Martin Braach-Maksvytis,

Sidney/Australien