Dienst aufs Kreuz gelegt

■ BND-Informant Rafa soll Münchner Atomschmuggel provoziert haben

München (AP/taz) – Aus Profitstreben soll der spanische Informant des Bundesnachrichtendienstes (BND) „Rafa“ den Plutoniumschmuggel nach München im August 1994 provoziert haben. Dies berichtete der V-Mann und langjährige Freund „Rafas“, „Roberto“, gestern als Zeuge vor dem Münchner Landgericht. Das Bundeskriminalamt habe aus den Gesprächen in Madrid den Eindruck gewonnen, das Plutonium sei nicht in Deutschland, und die Operation beendet. Aber der Spanier habe die Atomhändler dazu gebracht, das Material nach Deutschland zu liefern. „Rafa“ habe immer gesagt, bei dem Nukleargeschäft sei „viel zu verdienen, das läßt man sich nicht entgehen“.

Der Deutsche namens „Roberto“ gab an, gleich für drei Dienste parallel gearbeitet zu haben: für das BKA, den BND sowie die spanische Polizei. Er sei bei dem Geschäft als Aufkäufer aufgetreten.

„Es ist für mich unvorstellbar, daß sich jemand so aufs Kreuz legen läßt“, sagte „Roberto“ mit Blick auf die Sicherheitsbehörden. Er habe die „Rafas“ Pläne nie ernst genommen, der sei ein „begnadeter Märchenerzähler“.

„Roberto“ – wegen eines Kokaindelikts in Spanien in Untersuchungshaft und zur Aussage nach München gebracht – stieg selbst schon nach wenigen Vorgesprächen mit einem Russen namens „José“ und weiteren Anbieter in Madrid auf Weisung des BKA aus dem Geschäft aus. Es sei damals die Rede von acht Kilogramm waffenfähigen Plutoniums gewesen. Sein Auftrag sei gewesen, herauszufinden, ob sich dieses Material in Deutschland befindet. Bei den Treffen Ende Mai und Anfang Juni habe sich dies aber nicht klar ergeben. Daraufhin habe das BKA das Interesse verloren, die Operation sei beendet gewesen.

Die Aussagen „Robertos“ stehen im Widerspruch zu den Ausführungen des bayerischen Innenministers Günther Beckstein (CSU) im Landtag. Der Minister hatte im Juni auf entsprechende Vorwürfe der Grünen erklärt: „Es wurde x-mal vorgetragen, daß das Bundeskriminalamt im Juni 1994 nicht entschieden hat, den Vorgang abzubrechen.“