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■ Homos und die BürgerrechteOhne Wenn und Aber!

In Berlin haben wir die erste Etappe zur vollen Gleichberechtigung geschafft. Letztes Jahr haben wir beim CSD mit der Parole demonstriert: „Niemand darf aufgrund seiner sexuellen Identität benachteiligt oder bevorzugt werden!“ Heute ist dieser Satz Gesetz in Berlin. Jetzt müssen wir darum kämpfen, daß dieser Verfassungsgrundsatz im Alltag mit Leben erfüllt wird. Berlin hat mit seiner Verfassungsänderung ein deutliches Zeichen in Richtung Bonn gesetzt. Die Herrschaften am Rhein brauchen Feuer unterm Arsch.

Es geht um ein konsequentes Maßnahmenprogramm gegen Gewalt, um ein Antidiskriminierungsgesetz und um die Gleichstellung unserer Lebensgemeinschaften. Es geht auch um die Zukunft der Aids-Prävention und um die Sicherung einer menschenwürdigen Versorgung von Aids-Kranken. Es geht darum, Akzeptanz und gleiche Bürgerrechte für alle zu erkämpfen: für den schwulen Banker und die Lederlesbe.

Wir sind verschieden und haben doch so viel gemeinsam. Gleichberechtigung bedeutet: Gleiche Rechte in der Gesellschaft unter Anerkennung der kulturellen Differenz, der Vielfalt schwuler und lesbischer Lebensentwürfe. Einige Tage im Sommer gehört uns die Straße. Was aber immer noch fehlt, ist Dauerpräsenz. Wir müssen überall als Schwule und Lesben sichtbar werden: Im Kirchenkreis wie im Rathaus, im Sportverein wie bei Linda de Mols „Traumhochzeit“. Keinem Standesamt, keinem Unternehmen, keiner Kneipe, keinem Verein darf es länger erlaubt sein, ein Schild vor die Tür zu hängen, worauf geschrieben steht: „Schwule und Lesben müssen leider draußen bleiben“. Ein bißchen Gerechtigkeit gibt es nicht. Wir wollen alles – und zwar sofort! Volker Beck

Der Autor ist Sprecher des Schwulenverbandes in Deutschland (SVD) und Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen.

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