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Deutscher Frustgarten

■ Soll der Reichstag bald „Bundestag“ heißen?

Berlin (taz) – Gewerkschafter demonstrieren im Berliner „Lustgarten“, der Bundespräsident präsidiert im „Schloß Bellevue“, und Staatsakte werden im „Schauspielhaus“ zelebriert. Jetzt aber soll Schluß sein mit dem politisch unkorrekten Durcheinander von Namen und Funktion. Der Reichstag, so kürzlich Bundeskanzler Kohl, soll, wenn der Bundestag ab 1999 im Reichstag tagt, „Bundestag“ heißen. Und schon ist eine muntere Diskussion entfacht. So ist die bündnisgrüne und föderationsbewußte Antje Vollmer laut Bild unbedingt für eine Umbenennung in „Deutscher Bundestag“: „Ich würde mich in einem Haus, das Reichstag heißt, immer fremd fühlen.“ Ihr zur Seite steht Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth. Für „Bundestag“ sind auch die Sozialdemokraten Wolfgang Thierse und Hans-Ulrich Klose, nur bitte ohne „Deutscher“ davor. Für den „Reichstag“ kämpfen FDP-Fraktionschef Hermann Otto Solms, der CSU- Kollege Hans Klein und Theo Waigel: der Name „Reichstag“ sei doch keine Schande, erklärte dieser. Einen vorläufigen Schlußpunkt setzte CSU-Landesgruppenvorsitzender Michael Glos. „Wenn der Reichstag Reichstag heißt, finde ich, heißt er Reichstag.“ Dem ist, solange der Lustgarten nicht Frustgarten heißt, nichts hinzuzufügen. Anita Kugler Seite 10

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