: Kids im Sommerloch
■ Hunderte Tips, oder: Ferien sind viel zu kurz
Kinder in den Sommerferien zu Hause – ein Horror. Alle fahren weg, sind zuvor von hoher Erwartung getragen – für die, die nicht wegfahren, wird das „Sommerloch“ um so tiefer und schwärzer. „Aber die Beatrix ist auf die Kanaren geflogen...“, Bertram ist weg, die zweitbeste Freundin bei Oma und Opa. Furchtbare Langeweile macht sich breit im Kinderzimmer und sechs lange Wochen ohne Kita und Schule stehen bevor. In bald freuen sich nicht nur die genervten Eltern auf das Ferienende .
Die pädagogische Not hat der Verleger Klaus Kellner als Marktlücke erkannt und seine Mitarbeiterin Ulla Hitzelberger-Otto zusammentragen lassen, was zu tun ist: „Kids in Bremen, Ferienfreizeit-Tips“ ist pünktlich zur Urlaubszeit erschienen, für 25 Mark gibt es unzählige Hinweise, was man alles unternehmen könnte.
Darunter sind ganz harmlose Hinweise, die eigentlich nur der Erinnerung dienen. Im gläsernen Fahrstuhl fahren? „Ein Hit“, weiß die Autorin offensichtlich aus Erfahrung (eigene Kinder: 7 und 11 Jahre), ohne Anmeldung möglich bei Horten. Das Weserwehr kann man besichtigen und dort die Kraft des herabstürzenden Wassers bestaunen, oder den großen Bremer Müllberg sogar mit sachkundiger Führung – allerdings nur für Gruppen.
Weniger selbstverständlich ist, daß es in Bremen einen „Schaubienenstand“ gibt, in dem Kinder die Bienen, Hummeln und Hornissen bewundern lernen können. Wo kann man in Bremen mit der Pony-Kutsche fahren, wo auf den höchsten Turm steigen, wo einen Zauberer für eine Geburtstagsfeier mieten?
Mit einer geringen Anfahrt kann man auch ein U-Boot besichtigen (Schiffahrtsmuseum Bremerhaven), mit der historischen Kleinbahn Jan Harpstedt fahren, mit Hal Över auf Piratenfahrt gehen oder auf einem „Planeten-Lehrpfad“ (Hude) den Abstand zwischen Erde und Sonne durchschreiten.
Auch ausgefallene Ideen präsentiert die Autorin: Warum sollen Kinder nicht einmal mit der Binde vor den Augen im Blindengarten St. Magnus die Natur ertasten und riechen lernen?
Nicht fehlen dürfen natürlich die Hinweise auf den Serengeti-Park Hodenhagen, den Baby-Streichelzoo in Wingst oder etwa den Freizeitpark Verden. Das Buch gibt jedesmal Öffnungszeiten, Eintrittspreise und Anfahrtswege an mit kurzen Hinweisen auf das, was einen erwartet – praktisch und übersichtlich, mit ca. 100 Fotos ansprechend gestaltet.
Wer die 240 Seiten mit ca. 400 Tips durchgeblättert hat, dem drängt sich zweierlei auf: Erstens sind die Ferien viel zu kurz. Zweitens: Auf keinen Fall darf der Band in die Hände von Kindern fallen, die schon lesen können oder wenigsten die Bilder entziffern. Das könnte noch anstrengender werden als nervende, sich langweilende Kinder. K.W.
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