piwik no script img

Unterm Strich

Mit einem großen Fest demonstrierten am Freitag rund 500 Gäste ihre Solidarität mit dem Wiener Dichter H.C. Artmann. Der 75jährige Schriftsteller, der zu den bedeutendsten österreichischen Lyrikern zählt, war ins Kreuzfeuer der Kritik des Rechtspopulisten Jörg Haider geraten, weil die Steuerschuld des Autors von umgerechnet 45.000 Mark aus Fördermitteln des Kunstministeriums beglichen worden war. Als Reaktion auf die Angriffe des Vorsitzenden der Freiheitlichen Partei organisierte ein kurzfristig gegründetes Komitee, dem unter anderen Elfriede Jelinek und Peter Turrini angehören, ein Fest zu Ehren Artmanns. Zahlreiche Prominente aus Politik und Kultur waren gekommen, um den Dichter zu feiern.

Mit einem demonstrativen Besuch des Festivals von Orange hat der französische Kulturminister Philippe Douste-Blazy die Debatte um den intellektuellen Widerstand gegen rechtsextreme Tendenzen belebt. In einem Gastbeitrag für die Sonntagsausgabe von „Le Monde“ rief er vor allem Künstler dazu auf, die seit den Kommunalwahlen von einem Bürgermeister der rechtsextremen Nationalen Front (FN) regierte Stadt nicht fallen zu lassen. Sie müßten gegen jede Form von Intoleranz aufstehen. „Die Demokraten von links, von rechts oder von der Mitte dürfen diese Stadt nicht zur Beute des Zweifels werden lassen“, betonte der Politiker. Rund 9.000 Zuschauer hatten den Minister am Samstag abend begeistert empfangen.

Gegen den englischen Architekten des Reichstagsumbaus Norman Foster hat der mit ihm ebenfalls als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgegangene Santiago Calatrava schwere Vorwürfe erhoben. In einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ beklagte der Spanier, daß Fosters Entwurf der Kuppel (deren Bau der Engländer selbst anfangs abgelehnt hatte) eindeutig ein Plagiat seines eigenen Bauvorhabens sei: „Ich habe gesagt, ohne Kuppel ist das Gebäude amputiert. Nun hat Foster genau diese Idee aufgegriffen, die ich in den Wettbewerb eingebracht habe“, so Calatrava. Außerdem ließ der Architekt verlautbaren, daß er die Methoden der Wettbewerbs-Jury bei der Vergabe des Auftrags für mafiaähnlich halte.

Günter Bialas, Komponist und einer der angesehensten Musikpädagogen, ist am Samstag im Alter von 87 Jahren in seinem Wohnort Glonn im oberbayerischen Landkreis Ebersberg gestorben. Der Künstler stand in der Tradition der Komponisten Paul Hindemith und Karl Amadeus Hartmann und hat auch junge Talente gefördert, die heute anerkannt sind, unter ihnen Peter Michael Hamel. Der am 19. Juli 1907 in Oberschlesien geborene Bialas war erst Donnerstag aus dem Krankenhaus entlassen worden, in dem er sich wegen Herzdurchblutungsstörungen aufhielt, teilte die Schwester des Komponisten der dpa mit. Von 1959 an war Bialas Professor für Komposition an der Staatlichen Musikhochschule in München gewesen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen