Bum Bum Sampras

■ Boris Becker verliert das Wimbledon-Finale gegen Pete Sampras

Wimbledon (taz) – Um 17.38 Uhr kriegte Boris Becker (27) den gegnerischen Aufschlag nicht ins Feld zurück, und so hatte nicht er, sondern Titelverteidiger Pete Sampras (23) gestern abend den Männertitel in Wimbledon gewonnen (6:7, 6:2, 6:4, 6:2).

Ob tatsächlich an diesem Sonntag „ganz Deutschland im Boris- Fieber“ war, wie Bild es angestrengt beschworen hatte? Oder handelte es sich nicht vielmehr bloß um den nostalgisch angehauchten Wunsch, die Vergangenheit durch eine zugegeben verblüffende Wiederholung nach exakt zehn Jahren wiederaufleben zu lassen? Damals hatte der Sieg des 17jährigen in Wimbledon einen aufregenden Anfang bedeutet: Alles ist möglich! Heute hätte der 27jährige in seinem siebten Endspiel der Gemeinde immerhin Trost vermittelt: Noch kann etwas passieren.

Becker selbst hatte den Mythos des Epochalen, den man ihm umlegen wollte, längst als Zwangsjacke erkannt und abzulehnen versucht. Vielleicht war die gestrige Niederlage aber in Wahrheit der einzige Weg, der totalen Verklärung um Haaresbreite entgangen zu sein.

Prima gestartet hatte Becker kurzfristig den Anschein vermittelt, als könnte er Sampras möglicherweise doch schlagen. Aber Sampras ließ sich durch die Aura Beckers und den im Tie-Break verlorenen ersten Satz nicht beeindrucken. Satz zwei ging nach frühem Aufschlagverlust (6:2) zügig weg, im dritten zeigte sich, daß Sampras' besserer Aufschlag ein entscheidender Faktor sein würde. Während Becker seinen Service einmal abgab, verlor der Weltranglistenzweite erst beim Stand von 5:3 den ersten Punkt bei eigenem Aufschlag, um dann mittels As im zweiten Service den Satz zu gewinnen (6:3).

Nun hat nicht Becker als erster seit William Tilden 1930 den Titel nach einer Dekade zurückgeholt, sondern Sampras als erster seit Björn Borg zum dritten Mal in Folge das wichtigste Tennisturnier der Welt gewonnen. Was Becker, der Sieger 85, 86, 89, nie geschafft hat. pu