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■ Mit Rohstoffabkommen auf du und duEnde eines Modells

Berlin (taz) – Kaffee ist auf den Weltmärkten im vergangenen Jahr etwa doppelt so teuer gehandelt worden wie derzeit. Solche Preisschwankungen machen den Produzenten schwer zu schaffen: Bei neun Ländern in Afrika und Lateinamerika hat Kaffee einen Anteil von 40 Prozent an den Gesamtexporten. Rohstoffabkommen sollten dieser Unsicherheit Abhilfe schaffen. Ein Kaffeeabkommen gab es beispielsweise seit 1962.

Die von der 1964 gegründeten Welthandelskonferenz Unctad vorgeschlagene „Neue Weltwirtschaftsordnung“ setzte jedoch anders als das Ölkartell Opec auf Zusammenarbeit mit den Abnehmerländern. Immerhin haben die ebenso wie die Erzeuger Interesse an stabilen Preisen; hinzu kam politisches Eigeninteresse: Die westlichen Industrieländer hofften, durch solche für die Entwicklungsländer vorteilhaften Abkommen die Ausbreitung des Kommunismus zu verhindern.

Einzelne Abkommen für die verschiedensten Rohstoffe wurden nun zwischen Hersteller- und Abnehmerländern geschlossen. Sie arbeiteten mit Exportquoten, die so bemessen waren, daß die Liefermenge die Nachfrage nicht übersteigen sollte. Wenn dennoch plötzlich große Mengen Kaffee oder Zinn den Weltmarkt überfluten, sollte das überschüssige Angebot aufgekauft und gelagert werden. Und wenn umgekehrt die Nachfrage das Angebot überstieg, konnten die Bestände aus den Lagern wieder verkauft werden – ein Vorteil für die Industrieländer, deren Rohstofflieferungen zu moderaten Preisen damit gesichert waren.

Lagerhaltung ist jedoch teuer. So etwas kann sich die reiche EU leisten, nicht aber die Entwicklungsländer. Edlere Kaffeesorten können ohne Qualitätsverlust nur maximal ein halbes Jahr gelagert werden. Die Kosten sind ein Grund dafür, daß die Rohstoffabkommen gescheitert sind, eins nach dem anderen. Die letzten Überlebenden sind das Kautschuk- und das Kakaoabkommen, doch mangels Finanzmitteln existieren auch diese nur noch dem Namen nach. Das Kaffeeabkommen funktioniert seit 1989 nicht mehr. Meistens ließen die Abnehmerländer die Abkommen platzen. Denn als der Ölschock von 1973/74 verdaut war und sich zeigte, daß die Opec auch keine unbegrenzte Macht hat, fehlte ihnen der Anreiz zu einer kostspieligen Preisstabilisierung.

Die Erzeugerstaaten versuchten daher, sich allein zusammenzuschließen. Doch wie die Opec scheiterten auch die anderen Kartelle daran, daß sich immer einige Länder nicht an vereinbarte Exportquoten hielten. Auch jetzt schließen sich viele Mitglieder des seit zwei Jahren extistierenden Kaffee-Kartells den gerade beschlossenen Exportbeschränkungen der lateinamerikanischen Produzenten nicht an, so etwa Indonesien. Nicola Liebert

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