Weltuntergang vor dem Hilton-Hotel

■ Take-That-Fans beweinen Robbies Ausstieg / Jugendverwaltung richtet Hotline für Verzweifelte ein

„Das ist der Weltuntergang. Ohne Robbie gibt es kein Take That mehr. Ich kann es nicht glauben, daß er seine Freunde und uns verlassen hat“, sagt Simone (15). Mit diesem Gefühl ist sie nicht alleine. Vor dem Hilton-Hotel hocken seit Dienstag abend etliche Fans, um den „Weltuntergang“ nicht alleine verkraften zu müssen. Seit November letzten Jahres ist dieser Ort zu einer Art Mekka der Take-That-Fans geworden. Hier ruhten sich die Stars aus, nachdem sie auf ihren Berliner Konzerten die Teens in Ekstase versetzt hatten. Seitdem ist das Hilton zum Umschlagplatz für Infos und Gerüchte der weiblichen Fans geworden. Doch mit dem Glück ist es seit Dienstag aus: Robbie Williams, Sänger und Show-Star der Teenie- Kultband, gab seinen Austritt aus der Gruppe bekannt.

Bei den Mädels herrscht Verzweiflung: „Ich fing sofort an zu heulen und konnte nicht mehr aufhören. Ich habe Robbie zweimal gesehen und kann ihn nicht vergessen. Ich mußte einfach mit anderen darüber reden, deshalb kam ich hierher“, betont die fünfzehnjährige Jenny. Man genießt die kollektiv dargestellte Verzweiflung – und läßt durchaus spüren, daß man es nicht toternst meint. „Für Robbie sterben? – Ich würde für keinen Menschen sterben wollen“, antwortet beispielsweise die sechzehnjährige Steffie.

Alle sind sich einig, daß Robbie das Herz der Gruppe war: „Er war sehr mutig, hat oft Sprüche gemacht, die sich brave Jungs nicht getraut hätten. Außerdem hat er die ganze Show auf der Bühne geschmissen“, spricht Jeanette den Groupies aus dem Herzen. Immerhin hat sie den Weg zum Hilton trotz ihrer Trauer gefunden. Viele andere mußten mit dem Take- That-Sorgentelefon, das von der Senatsjugendverwaltung am Dienstag extra eingerichtet wurde, vorliebnehmen. Dort laufen die Leitungen heiß, seitdem Robbies Ausstiegspläne bekanntwurden. Über hundert Fans haben bereits angerufen. Die beiden Sozialarbeiter können den Ansturm kaum bewältigen. Jugendstaatssekretär Klaus Löhe betonte mehrfach, daß die Probleme der Fans sehr ernst zu nehmen seien. „Etwa zehn Prozent der Anruferinnen sind wirklich in der Krise“, bestätigt auch Sozialarbeiter Claudius Ohder. „Die Mädchen haben eine Art Liebesbeziehung zu der Gruppe aufgebaut. Daß Robbie die Band verläßt, empfinden sie wie eine Trennung“, beschreibt Löhe den pubertären Gemütszustand. Aber nicht nur Mädels, sondern auch verzweifelte Eltern nutzen den Sonderservice. „Ein Vater rief an, weil er mit seiner Familie in Urlaub fahren wollte. Das war nicht möglich, weil seine beiden Töchter aus Wut auf Robbie die Wohnungseinrichtung demolierten“, erzählt Ohder.

Doch nicht alle brechen in Tränen aus. Es gibt auch freudige Anrufe von Jungen zwischen dreizehn und siebzehn. „Die sind froh, daß sie bei ihrer Freundin jetzt wieder die Nummer eins sind“, meint der Sozialarbeiter. Zonya Dengi/Gesa Schulz

Take-That-Hotline: 2654-2654