Ulis Pflichtübung

„Natürlich ist das noch nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe“, resümierte St. Pauli-Trainer Uli Maslo nach dem mühsamen Mittwochs-2:1 seines Teams über den Regionalligisten VfL 93. Das gleiche gilt wohl auch für die meisten der 1 900 Zuschauer – jedenfalls, wenn sie nur wegen des Spieles zum Borgweg gekommen waren. Diejenigen aber, die das ganze mehr als Bunten Abend auffaßten, kamen voll auf ihre Kosten. In familiärer Atmosphäre bei Bratwurst, Bier und Butterkuchen gab's Bundesliga-Stars zum Anfassen.

Ging das Autogramme schreiben noch leicht von der Hand, so taten sich die Profis auf dem Rasen weitaus schwerer. Der FC St. Pauli wollte von Beginn an den Erwartungen nicht nur der rund 20 mitgereisten Nordkurven-Fans gerecht werden. Doch es blieb meist beim Bemühen. Viele Fehlpässe, viele Einzelaktionen. Einige Soli waren jedoch durchaus erfolgreich: Neuzugang Thomas Sobotzik in der 16. und Dirk Dammann in der 22. Minute ließen VfL-Keeper Dirk Jakobsen keine Chance. Der VfL mühte sich nach Kräften, offensiv zu spielen. Doch nicht nur für den von seinen alten Fans immer noch geliebten Ottiiie Ottens endeten die Aktionen dann häufig im Abseits.

Nach der Pause wirkte der VfL 93 souveräner und war den Profis, die ihr Trainingslager in Travemünde unterbrachen, kräftemäßig sogar überlegen. Entgegen den privaten Wetten einiger St. Pauli-Fans gab es kein 7:0. Ganz im Gegenteil: Nach dem Anschlußtreffer durch Stephan Pries (46.) hätte der Drittligist das Spiel sogar noch kippen können, doch Addo und Jendrzej vergaben ihre hundertprozentigen Chancen.

„Ziel war, hier ein Tor zu schießen“, erklärte VfL-Trainer Uwe Erkenbrecher nach dem Spiel nicht unzufrieden. Und während draußen seine Spieler die Ausrüstungskisten zum Bus schleppten, meinte Uli Maslo: „Das war keine Standortbestimmung, nur eine Pflichtübung.“ Stimmt: Denn dieses Freundschaftsspiel war zugleich das erste von zwei Ablösespielen für Frank Böse. Der neue zweite Mann im St. Pauli-Tor wechselte nach vielen Querelen in der vergangenen Saison für 80 000 Mark vom VfL 93 zum Millerntor. rbg

P.S.: Ab Montag gibt's dort endlich die langersehnten Dauerkarten.