Janine aus Thüringen: „Das ist mir zu heavy“

■ Ausstellung über den 20. Juli 1944 eröffnet – überwiegend mit Stellwänden

Camcorder geschultert und rein ins Rathaus. Verwirrtes Umhersehen, lauter Stellwände, die historisches Bauwerk verdecken – enttäuscht macht sich die Reisegruppe wieder davon. Am meisten interessierten sich gestern die AusstellungskritikerInnen für die Ausstellung in der unteren Rathaushalle mit dem Titel „Aufstand des Gewissens. Militärischer Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime“. Gestaltet wurde die Schau über das Attentat am 20.7.1944 von Bundeswehr und Militärgeschichtlichem Forschungsamt Potsdam. Die Deutsche Friedensgesellschaft stellte eine eigene Stellwand auf den Marktplatz. Der Streit ist ein alter: Regelmäßig versucht die Bundeswehr, sich positiv auf die Hitler-Attentäter zu beziehen und so die eigene demokratische Tradition zu unterstreichen. Und regelmäßig betonen Friedensgruppen den ideologischen Hintergrund der Putschisten, die zwar Hitler-Gegner, aber eben längst keine Demokraten waren.

Oberstleutnant Egge von der Nachschubschule des Heeres, die die Ausstellung in Bremen organisierte, kennt die Argumente. „Natürlich gibt es auch andere Auffassungen, was die Gewichtung einzelner Faktoren angeht. Aber es ist doch selbstverständlich, daß wir hier eher unseren Standpunkt betonen.“ Er wünscht sich die Ausstellung als Diskussionsanstoß.

Die Faszination des Authentischen allerdings fehlt in der Rathaushalle: Stellwand pur. „Ich hab' das genossen“, meint Horst Wendt aus Ludwigshafen, „aber ich habe ja auch Geschichte studiert“. Die vielgeforderte Versachlichung der historischen Diskussion ist hier nämlich geradezu vorbildlich durchexerziert worden. Das Resultat ist allerdings staubtrocken. Und das überzeugt ZufallsbesucherInnen eher nicht, wenn man Janine glauben darf. Auf der Suche nach der John Lennon-Austellung landete die 26-jährige Thüringerin in der Rathaushalle und befand das Ausgestellte schnell als „zu heavy, da habe ich ein Aufmerksamkeitsproblem“. L.R.