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„Die Wahrheit ist nur bei den Opfern“

■ Neue Wache: Protest gegen Kriminalisierung der Besetzer

Knapp zwei Jahre nach der Besetzung der Neuen Wache steht jetzt der Prozeß gegen die damaligen BesetzerInnen an. Neun Personen sind des Hausfriedensbruchs, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und (in einem Fall) der Beleidigung angeklagt. Prozeßtage sind der 4. und 8. August. Betroffen sind unter anderem Mitglieder des Auschwitzkomitees der BRD, der Antirassistischen Initiative und der jüdisch-deutschen Vereinigung Meshulash. Vorausgegangen war der Anklageerhebung das Angebot seitens des Polizeipräsidenten, im Falle einer Entschuldigung seitens der BesetzerInnen diese fallen zu lassen.

Eine Sprecherin der Prozeßgruppe erklärte hierzu: „Wir wenden uns gegen die Kriminalisierung unseres Protests. Es geht uns nicht um juristische Spitzfindigkeiten, sondern um die Inhalte. Die Geschichtsrevision und die Verwischung des Gegensatzes von Tätern und Opfern ist für uns nicht tolerierbar. Wir werden den Prozeß nutzen, dies ins öffentliche Bewußtsein zu rufen.“

Während sich die bundesdeutsche Öffentlichkeit einstweilen im Sommerloch zurücklehnt, ist die internationale Sensibilität für den deutschen Umgang mit der NS- Geschichte, wie bereits während der Besetzung, ungleich aufmerksamer. So sammelte die „Action Group Against the Neue Wache“, bestehend aus Anwälten, Journalisten und Lehrern, vor allem aus den USA und Israel, in einer „Urgent Action“ zahlreiche Unterschriften zur Unterstützung der BesetzerInnen. Christine Fischer- Defoy, Vorsitzende des Aktiven Museums und Schirmherrin der „nestbeschmutz“-Ausstellung im Kato, betonte die Notwendigkeit dezentralen Gedenkens im Gegensatz zum vereinnahmenden Mahnmal der Neuen Wache. Hier werde der Vollzug eines ideologischen Schlußstriches unter die Debatte über und die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit betrieben. Für die beteiligten KünstlerInnen war außerdem die Instrumentalisierung der „Pieta“ von Käthe Kollwitz in diesem Zusammenhang ein weiterer Anlaß, sich mit den BesetzerInnen zu solidarisieren. Der jüngste Beitrag zur Ausstellung kommt von Heiner Müller, der in einem Text den Schluß zieht: „Die Wahrheit ist nur bei den Opfern, ihnen gilt meine Solidarität.“ Gudrun Holz

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