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: Steigt Murdoch in den Niederlanden ein?

Zwei der fünf überregionalen Zeitungen in den Niederlanden stehen zum Verkauf: die seriöse Abendzeitung NRC Handelsblad (Auflage: 268.250) und das eher populäre Algemeen Dagblad (415.800). Hintergrund: Der britisch-niederländische Verlagskonzern Reed Elsevier plant, sich aus der Publikumspresse zurückzuziehen. Der Medienkonzern will sich künftig stärker auf den internationalen Markt konzentrieren. Beide Zeitungen gehören, zusammen mit vier Regionalblättern, zu dem Verbundunternehmen Nederlandse Dagbladunie. Die Redaktionen der beiden großen Zeitungen reagierten wenig überrascht, zu deutlich war das sinkende Engagement von Elsevier in den letzten Jahren spürbar gewesen.

Hans Verploeg vom Journalistenverband NVJ hielte es für die beste Idee, wenn die Dagbladunie nun auf eigene Füße gestellt würde. Doch vor Jahren scheiterte bereits ein Versuch, sich per „Management-buy-out“ selbständig zu machen. Unter den nunmehr gehandelten Interessenten räumt Verploeg dem Medienmogul Rupert Murdoch die größten Chancen ein. Denkbar sei aber auch die Übernahme durch einen der großen niederländischen Zeitungsverlage.

Ihre Marktanteile sind bereits jetzt stattlich: Telegraaf hat 24,5 Prozent, VNU 16,9 und Wegener 14,9 Prozent. Jedes der Unternehmen würde bei einem Kauf der Dagbladunie (19,8 Prozent) mehr als 33 Prozent des Tageszeitungsmarktes beherrschen. Die freiwillige Absprache unter niederländischen Verlegern, stets darunter zu bleiben, wäre dann gebrochen.

Der im letzten Jahr abgetretene Reed-Elsevier-Topmanager Pierre Vinken konnte sich für das Tageszeitungsgeschäft nie sonderlich begeistern. 1987 scheiterte sein Versuch, die Dagbladunie an die Perscombinatie (12,4 Prozent Marktanteil) zu verkaufen. Zu der gehören die überregionale Volkskrant und das Blatt Trouw. Anteilseigner und das Personal liefen damals erfolgreich Sturm dagegen, wären doch so mit NRC Handelsblad und Algemeen Dagblad vier der fünf überregionalen Zeitungen vereint worden.Harald Neckelmann