Massenexekution

■ 43 Nigerianer öffentlich hingerichtet

Lagos (AFP/taz) – In einem Hochsicherheitsgefängnis in Nigerias Finanzmetropole Lagos sind am vergangenen Samstag 43 Menschen hingerichtet worden. Dies berichtete ein Korrespondent, der an der öffentlichen Massenexekution zusammen mit 3.000 Menschen teilnahm. Die Getöteten waren wegen bewaffneten Raubüberfalls verurteilt worden. Einige von ihnen saßen bereits 16 Jahre in einer Todeszelle. Zum ersten Mal wurden in Nigeria so viele Menschen auf einmal hingerichtet.

Die Erschießung fällt in einen Zeitraum, in dem das Militärregime von General Sani Abacha wegen der Verletzung von Menschenrechten zunehmend in die Kritik der Weltöffentlichkeit geraten ist. Nach dem Geheimprozeß gegen 40 Zivilisten und Militärs, die letzte Woche wegen eines angeblichen Putschversuches gegen das Regime verurteilt worden waren, drohten insbesondere die USA und Großbritanien, als wichtigste Ölabnehmer und Handelspartner Nigerias, mit möglichen Sanktionen. Diese könnten das Regime wegen der über 90prozentigen Ölabhängigkeit Nigerias hart treffen. Auch Bundesaußenminister Klaus Kinkel hatte das Regime wegen des Geheimprozesses kritisiert und rechtsstaatliche Prinzipien angemahnt.

Das Schicksal der angeblichen Putschisten betreffend, die zu langjährigen Haftstrafen oder zum Tode verurteilt worden waren, steht noch ein Beschluß des provisorischen Rats, des obersten Gremiums des Regimes, aus. Bei dem Geheimprozeß war unter anderem der ehemalige nigerianische Staatschef General Olusegun Obasanjo durch ein Militärgericht in Lagos zu einer hohen Strafe verurteilt worden, sein damaliger Stellvertreter, General Yao' Adua, wurde zum Tode verurteilt. Da über die genaue Höhe der Haftstrafen nichts bekannt wurde, vermuteten Beobachter, daß das Regime die internationale Reaktion abwarten wollte. ds