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■ Tod durch Mieterhöhung: Die Galerie Hulsch muß schließen

In der alteingesessenen Galerie Carlos Hulsch an der Emser Straße 43 in Wilmersdorf wird Abschied gefeiert. Der russische Zauberkünstler Igor Jedlin bekommt vom ehemaligen Hödicke- Schüler Im Bong-Kyou das Ölgemälde „Zwei Früchte“ überreicht, durchaus symbolisch. Über zwei Jahrzehnte lang hatte Hulsch es verstanden, innovative Geister aus Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft zusammenzubringen. Mit Mut zum Risiko bot er jungen Berliner Talenten und internationalen Künstlern ein Forum, ihre Werke vor einem weltoffenen und kaufkräftigen Publikum zu präsentieren. Sein Spürsinn und Idealismus verließen ihn dabei nicht. Einige der hier ausgestellten Bilder machten bereits Geschichte. Hierzu gehören auch die analytischen Landschaftsmalereien von Werner Kausch, die das Braunschweiger Städtische Museum am Löwenwall 1983 ankaufte. – Nun ist die letzte Hoffnung erloschen, die Galerie doch noch zu erhalten. Trotz der Intervention einer Anwohnerinitiative und des Einspruchs des Galeristen gegen die hundertprozentige Erhöhung der Gewerbemiete lehnte der Vermieter, das Bundesvermögensamt, einen Kompromiß bisher strikt ab. Und dies, obwohl ein Gesetzentwurf zum Schutz der Gewerbemieter bereits dem Rechts-, Wohn- und Bau- sowie dem Wirtschaftsausschuß des Bundestags vorliegt. Er soll mittelständische Unternehmen vor überzogenen Mieterhöhungen und Kündigungen schützen.

Ein Todesurteil mehr für die Berliner Kunstlandschaft. Denn das Verschwinden der Galerie Carlos Hulsch markiert nur eine weitere Etappe in einer seit 1989 anhaltenden Entwicklung: Mieterhöhungen um bis zu 300 Prozent vertrieben seit dem Mauerfall viele Künstler aus ihren Ateliers. Schwierigere Arbeitsbedingungen und Abwanderung aus Berlin sind die Folge. Die Vielfalt der Berliner Kunstszene und die Chancen für den künstlerischen Nachwuchs stehen auf dem Spiel. Andrea Römer

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