Atomtests

■ betr. „Atomtests: Was tun?“, taz vom 11. 7. 95

Frankreichs Atomtests werden von fast aller Welt und zu Recht verurteilt. Aber wer verurteilt Chinas Atomtests?

Warum gibt es weltweit keinen Protest? China hat im Lop Nor Gebiet (Xingjiang Provinz/Ost-Turkestan) am 15. Mai 1995 getestet. Seit 1964 gab es dort insgesamt 42 Nuklearexplosionen, die unglaubliche Schäden bei Neugeborenen – Mensch und Tier – angerichtet, Wasser und Böden verseucht haben. In dem landwirtschaftlichen Gebiet leben keine Chinesen, sondern die unterdrückten Minderheiten der Uighuren, Kasachen und Kirgisen.

Protest gab es von den Nachbarstaaten (Kirgisien und Kasachstan), sowie von Japan, Südkorea und Australien. Demonstrationen der einheimischen Bevölkerung in Kashgar, der Hauptstadt Ost-Turkestans, wurden brutal von chinesischen Sicherheitseinheiten unterdrückt.

Man versucht heute, französische Waren zu boykottieren. Warum nicht auch chinesische? Michael Alexander, Tibet Information Service, Langenfeld

Jetzt erst recht nach Frankreich in den Urlaub, zum Kurztrip und so weiter! Das muß unser Motto sein. Fahren wir zu unserem westlichen Nachbarn mit ein paar hundert selbstgemachter Flugblätter, die die Gründe für unsere Ablehnung beinhalten, verteilen sie an die Franzosen und Französinnen und sprechen bei jeder Gelegenheit – im Café, am Strand, beim Einkaufen ... – das unsägliche Thema Atomtests an. Überzeugen wir immer mehr von der Schädlichkeit der Radioaktivität und regen sie zum Nachdenken an. Erläutern wir ihnen die Gründe unseres Protestes und stellen uns der Diskussion (das geht auch ohne großartige Sprachkenntnisse). Nur so werden wir vermeiden, daß das Bild vom „häßlichen“ Deutschen, der der französischen Nation Böses will, in Frankreich wieder aufkeimt. Ulrich Wenisch, Amberg