Draußen vor der Tür warten StudentInnen

■ HU kündigt der Arbeitsvermittlung Tusma / Alternative ohne Warteraum

Der Tusma liegt seit Ende 94 eine Kündigung ihrer Räume in der Clara-Zetkin-Straße 26 vor. Eigenbedarf für das Insitut der Bibliothekswissenschaften hatte die Humboldt-Universität angemeldet und versprochen, sich um eine Alternative zu bemühen. Nun ist klar, wie das „letzte denkbare Angebot“ aussieht, das HU-Kanzler Neumann der studentischen Arbeitsvermittlung unterbreitet hat: Drei Räume in einem „Flachbau hinter dem Hauptgebäude“ der HU, nach Neumanns Berechnungen „deutlich größer“ als die derzeitige, 41 Quadratmeter große, Verwaltungsfläche der Tusma.

Das sehen die Jobvermittler ganz anders. Mit einer gehörigen Portion Galgenhumor macht Mustafa El-Labbad, Vorstandsmitglied der Tusma, derzeit kleine Rundführungen durch die beengten drei Zimmer in dem vom HU- Kanzler als Flachbau bezeichneten Container: Die 600 Studierenden, die täglich zur Tusma kämen, müßten dann eben unter freiem Himmel auf die Jobausrufe warten, witzelt er. Ein Blick in die Räumlichkeiten wirft in der Tat die Frage auf, die HU-Kanzler Neumann auf 65,5 Quadratmeter kommt. Vor allem von einem „großen Flur“ ist bei dem „Flachbau“ weit und breit nichts zu sehen. Und um den geht es. Denn neben der Verwaltungsfläche in der Clara-Zetkin-Straße 26 dient in erster Linie der großräumige Korridor vor den derzeitigen Tusma-Räumlichkeiten dazu, den alltäglichen Ansturm zu bewältigen. Hier warten zu Stoßzeiten weit über 100 Jobsuchende auf die Ausrufe.

Über 7.000 vor allem in Ostteil Berlins wohnende und ausländische StudentInnen stehen derzeit allein in der Arbeitsvermittlung in der Clara-Zetkin-Straße in der Kartei. Nicht zuletzt wegen der Vernetzung mit der zweiten Anlaufstelle in der Hardenbergstraße konnte die Tusma im letzten Jahr 10.000 Jobs mehr vermitteln als 1993. 106.000 Vermittlungsscheine gingen bei den Anlaufstellen über die Theken, 86 Millionen Mark verdienten die Studierenden etwa als technische Helfer oder im Pflegebereich. Vor dem Hintergrund, daß viele Studierende auf die Jobs angewiesen seien, um ihr Studium zu finanzieren, sei die Kündigung der Uni-Leitung besonders „zynisch“, ärgert sich El-Labbad. Schließlich sei die Tusma nicht irgendein Unternehmen, sondern ein ohne Profite wirtschaftender Verein.

Seit die Kündigung auf dem Tisch liegt, baut der Vorstand nun auf die Unterstützung all jener, die von der Arbeitsvermittlung abhängig sind. 8.000 StudentInnen haben bereits mit ihrer Unterschrift für den Verbleib der Tusma in der Clara-Zetkin-Straße 26 protestiert. Doch für den HU-Kanzler steht fest, daß ab Anfang nächsten Jahres dort die ProfessorInnen der Bibliothekswissenschaften residieren werden. Er müsse sich um die Raumdefizite, die durch die Fusion mit dem gleichnamigen Institut an der FU entstanden seien, kümmern. Die Probleme, die sich dabei für die Jobvermittlung ergeben, gehörten letztendlich nicht zu seinem Verantwortungsbereich, gibt Neumann zu verstehen.

Ohne ein akzeptables Alternativangebot wird die studentische Arbeitsvermittlung allerdings nicht einlenken: „Wenn's hart kommt, werden wir es auf eine Räumungsklage ankommen lassen“, spielt El-Labbad das Worst- Case-Szenario durch. Dann dürfte bei der Tusma eine Hausbesetzung zu vermitteln sein. Auftragsort: Clara-Zetkin-Straße 26. Roland Stein