: Unberufener Jurist
■ Wird Reiner Güntzer doch nicht Generaldirektor des Stadtmuseums?
Die Absicht von Kultursenator Ulrich Roloff-Momin, seinen langjährigen Mitarbeiter und Museumsreferenten Reiner Güntzer zum Generaldirektor des neugegründeten Stadtmuseums Berlin zu ernennen, stößt zunehmend auf Kritik. Nun hat sich auch die „Gesellschaft für ein Jüdisches Museum in Berlin e.V.“ zu Wort gemeldet und gegen die Berufung des Verwaltungsjuristen Güntzer auf den Posten des Gründungsdirektors des „größten Stadtmuseums Europas“ protestiert.
Die Ernennung Güntzers, so der Vorstand der Gesellschaft in einem Brief an den Kultursenator vom 28. Juli, sei ein „Affront gegen das Jüdische Museum“. Aufgrund der „stadtbekannten Differenzen“ zwischen Güntzer und Amnon Barzel, Direktor des Jüdischen Museums, wäre eine „sinnvolle Zusammenarbeit“ beider „wohl kaum möglich“. Zudem sei durch die Bestellung Güntzers die „vom Abgeordnetenhaus proklamierte volle kulturelle Unabhängigkeit des Jüdischen Museums“ gefährdet. Die „Gesellschaft für ein Jüdisches Museum in Berlin e.V.“ fordert, die Stelle neu auszuschreiben.
Die Vorstellungen darüber, welchen Stellenwert das Jüdische Museum in Berlin einnehmen soll, gehen bei Barzel und Güntzer tatsächlich auseinander. Während Güntzer darauf beharrt, daß das Museum in der Kreuzberger Lindenstraße nur eine Unterabteilung des Berliner Stadtmuseums sei, pocht Barzel auf eine der Bedeutung seines Hauses angemessene finanzielle Ausstattung.
Das Vorhaben, Güntzer als Generaldirektor der Stiftung Stadtmuseum durchzusetzen, hat auch bei Roloff-Momins Kollegen im Senat Verwunderung ausgelöst. Vor vier Wochen hatte Bürgermeister Diepgen ein Machtwort gesprochen und die vier erstplazierten Bewerber, die die Findungskommission im vergangenen Herbst vorgeschlagen hatte, noch einmal zu sich bestellt. Neben Güntzer und Ulrike Kretschmar vom Deutschen Historischen Museum waren dies Martin Roth vom Hygiene-Museum in Dresden sowie Lieselotte Kugler, Leiterin des Historischen Museums Saar in Saarbrücken.
Damals hieß es, Diepgen wolle nach seinem Urlaub selbst eine Entscheidung treffen. Nichtsdestotrotz präsentierte Roloff-Momin der Presse am 19. Juli seinen Wunschkandidaten Güntzer als neuen Generaldirektor der Stiftung Stadtmuseum. Endgültig will sich der Senat nächste Woche entscheiden. Ulrich Clewing
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen