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Zerwürfnis in Hiroshima

■ Der Streit um den Atombombenabwurf geht auch am 50. Jahrestag unvermindert weiter

Hiroshima (taz) – Rund 50.000 Menschen sind am Sonntag, dem 50. Jahrestag des Abwurfs der Atombombe über Hiroshima, im Friedenspark der Stadt zusammengekommen, um der Opfer von damals zu gedenken. Das Gelände erstreckt sich auf eine Halbinsel im Delta des Ota-Flusses, deren Gebäude am 6. August 1945 vom Atomblitz zerstört wurden. An die damalige Vernichtung erinnert heute lediglich der „Atombomben-Gedächtnis- Dom“ im Park, die einzige unverändert belassene Ruine Hiroshimas.

Fünfzig Jahre später zeigte die Gedenkveranstaltung einmal mehr, wie die Erinnerung an den atomaren Schrecken und das Leiden in Japan selbst und die internationale Debatte um die Bewertung des Bombenabwurfs noch immer auseinanderklaffen. Mit heller Empörung reagierten gestern die Vertreter der Atombombenopferverbände auf eine Äußerung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Butros Butros Ghali, die während der offiziellen Feiern verlesen wurde. Der „Horror von Hiroshima“, so Butros Ghali, habe die Welt sicherer gemacht. Jürgen Trittin, Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, der als einer von wenigen politischen Gästen aus dem Ausland am Sonntag an den Feierlichkeiten in Hiroshima teilnahm, fand diese Bemerkung an dieser Stelle „deplaziert“.

Der Streit berührt jedoch nur Hiroshima und nicht ganz Japan. Denn solange sich die Regierung in Tokio nicht zu ihrer Kriegsschuld bekennt – und dafür vergab sie gestern erneut eine Chance –, können ausländische Politiker wie Butros Ghali relativ ungestört auf der historischen Rechtfertigung der Atombombenabwürfe bestehen. Lediglich der Bürgermeister von Hiroshima, Takashi Hiraoka, bat um Verzeihung für die japanischen Unrechtstaten im Zweiten Weltkrieg.

Georg Blume Seiten 9, 10 und 15

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